Tosende Sound-Wellen
von Sandra Dalto Rauschende Ozeane und eine klare Stimme: Der einzigartige Sound von Ayé! ist bei BeJazz zu hören. Dort taufen sie ihr neues Album «Coralland».«I woke up early in September, hearing the whales from the ocean’s mouth, and I got up to pick a dragon fruit outside», singt Mirjam Hässig zu Beginn von «Coralland», einem Song auf dem neuen, gleichnamigen Album ihres Quartetts Ayé! Nach den ersten ruhigen Songzeilen kommt ein richtiger Sturm auf. Entferntes Meeresrauschen vermischt sich mit einer improvisatorisch versponnenen, poetischen Klangwelt, die zur Mitte des Songs hin dichter und immer jazziger wird.
Nach einem ähnlichen Muster funktioniert auch «Fisherman», ein weiterer Song auf dem neuen Album. Einzelne elektronische Klänge gesellen sich zur klaren, fast schon choral klingenden Stimme von Hässig. Dazu leises Meeresrauschen, das ins Klangbild schwappt und an Intensität gewinnt.
Mit Kurs auf Jazz
Die aus Burgdorf stammende Jazzsängerin hat sich für Ayé! mit der Harfenspielerin Julie Campiche, dem Kontrabassisten Manu Hagmann und dem Schlagzeuger Nicolas Bianco, der auch für die elektronischen Komponenten verantwortlich ist, zusammengschlossen. Allesamt erfahrene Musikerinnen und Musiker mit einem Hang zur Improvisation, scheint es ihnen ein Leichtes, miteinander entlang der Grenzen des Jazz zu navigieren. Gut aufeinander eingestimmt und ohne die Balance zwischen dem Experimentellen und dem Routinierten, das erfahrungsgemäss funktioniert, zu verlieren.
Dabei greift Ayé! zurück auf «Sensory percussion». Bei dieser Technik werden Live-Perkussion und elektronischen Samples kombiniert, wodurch sich neue Möglichkeiten eröffnen, um das Klangspektrum live sehr frei zu gestalten. Bei «Waves», dem zweiten Stück auf dem Album, spielt Bianco
äusserst bewusst und absolut hörbar mit diesen Möglichkeiten.