Arabische Literatur & Graphic Novels nach dem Arabischen Frühling
Der Arabische Frühling war ein prägender Moment für die Gesellschaften im Nahen Osten und Nordafrika. Themen wie Politik, Wirtschaft, soziale Gerechtigkeit, Jugend und Geschlechterverhältnisse wurden auf einer neuen und breiteren Basis behandelt und diskutiert. Eine neue Generation engagierte sich in der kulturellen Produktion und begleitete sowie beschrieb diesen Prozess, insbesondere in der Literatur.
Die Schweizerische Gesellschaft für den Nahen Osten und islamische Kulturen (SGMOIK) lädt Sie herzlich zu einem literarischen Gespräch mit zwei preisgekrönten Autor:innen ein: Mohammed Alnaas (Libyen) und Deena Mohamed (Ägypten).
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.
Mohammed Alnaas
In Libyen gibt es den Ausdruck „eine Familie mit einem Onkel Milad“. Er bezeichnet einen Mann „der seine Macht über die Frauen, für die er verantwortlich ist, nicht ausübt und dadurch ihre Ehre schädigt“, so das erste Kapitel von «Khobz ’ala tawilat al-khal Milad». Es ist der erste Roman des libyschen Autors Mohammed Alnaas, für den er 2022 den International Prize for Arabic Fiction erhielt – als jüngster Preisträger und erster Libyer überhaupt.
Milads Vater ist Bäckermeister und lehrt ihn, niemals Hefe und Salz direkt zu mischen, da diese beiden Zutaten wie Männer und Frauen seien. Er vermittelt nicht nur seine Leidenschaft für das Handwerk und seine tiefe Liebe zum Brot, sondern versucht auch, aus ihm einen „richtigen“ Mann zu machen. Doch als Milad Zeinab trifft und später heiratet, wählt er eine sehr unkonventionelle männliche Rolle: Er übernimmt die Hausarbeit, während Zeinab ihre Karriere verfolgt. Durch die Geschichte dieses jungen Paares hinterfragt Mohammed Alnaas traditionelle Geschlechterrollen und erkundet sensibel – oft ironisch – die Spannungen zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und individueller Selbstverwirklichung.
Deena Mohamed
Deena Mohamed ist eine ägyptische Comic-Künstlerin und freiberufliche Illustratorin. Mit 18 Jahren schuf sie den halb-satirischen, halb-seriösen Webcomic «Qahera – die Superheldin», in dem eine offensichtlich muslimische Superheldin gegen Islamophobie und Misogynie kämpft. Für ihre Bachelorarbeit recherchierte sie die Geschichte der ägyptischen Comics, was sie letztlich zur Schaffung von «Shubeik Lubeik» inspirierte. Für ihre selbstveröffentlichte Graphic-Novel-Trilogie erhielt sie den Best Graphic Novel Award und den Grand Prize beim Cairo Comix Festival 2017. Seitdem wurde die Trilogie ins Englische übersetzt und ist 2025 nun auch auf Deutsch verfügbar. Neben ihren eigenen Projekten arbeitet Mohamed für lokale und internationale Kunden wie Insider, Viacom, Google, UN Women, Harrassmap und Mada Masr. Im Workshop-Gespräch gibt Mohamed Einblicke in ihre Arbeitsprozesse: Wie entwickelt sie ihre Geschichten und Figuren? Was bedeutet Zeichnen für sie als Sprache? Wer sind ihre Vorbilder? Und sie vermittelt Einblicke in die arabische Comicszene: Wie ist es, als Illustratorin zu arbeiten und mit Graphic Novels seinen Lebensunterhalt zu verdienen?