Grenzland
Die Sage von Chrysis und Alkestis
von Rose Aggeler
Sprache Maren Galbrecht, Walter Gremlich, Karin Naville; Chorstimme Thomas Löffler; Eurythmie Danielle Schmid; Musik Charisse Dumlao, Takuma Miyai; Inszenierung Lily Grunau; Licht François Guillet
Zwei Frauen treffen nach ihrem Tod an einem für sie scheinbar unbekannten Ort aufeinander: Alkestis, ein helles Wesen, auf lebensfroh leichtem Fuss; Chrysis dagegen gefasst, mit klar bemessenem Schritt. „Wo sind wir?“, fragt Alkestis; „An einer Grenze“, so Chrysis und“ scheinen erwartet“. Aglaia, eine geistige Gestalt, empfängt die beiden Frauen ‘Zwischen den Welten’ und gebietet ihrem Weitergehen Einhalt. Nicht alles, was sie im Erdenleben erlebten und taten, ist von Bedeutung für ihren weiteren Weg durch die geistige Welt. Durch Fragen des Aglaia geleitet, betrachten sie wesentliche Momente ihres irdischen Lebensweges nochmals. Schliesslich zeigt sich, wie tief Alkestis und Chrysis miteinander verbunden sind, weit über ihr Erdendasein hinaus. Von Liebe und Schönheit, von Last, Schuld und Freiheit erzählt das Stück – vom Werden und Sein des Menschen.
Zur Inszenierung
Das Bühnengeschehen der Sage öffnet die Welt des Nachtodlichen. Es richtet den Blick dort-hin, wo der verstorbene Mensch von lebendigen Erinnerungsbildern seines vergangenen Lebens umgeben ist, und dann weiterschreitet in jene Region, in der er das Erleben seiner Biographie fühlend erschaut.
Die Eurythmie erschafft und belebt die Räume des Grenzlandes und bringt Kräftewirkungen ins Bild, die für Alkestis und Chrysis lebensbestimmend waren. Durch die Musik eröffnen sich zwischen lichten und dunklen Klängen Seelenräume. In Sprache und Schauspiel begegnen wir Alkestis und Chrysis als urbild-hafte Gestalten, des Apollinischen und des Dionysischen, wie sie in der griechischen Epoche geprägt und tief empfunden wurden. Vom Spannungsfeld dieser Polaritäten lebt die Inszenierung und von der Überzeitlichkeit ihrer Figuren. Aglaia erscheint als Bild für die Realität und das Wirken geistiger Kräfte. Seine Kraft wird gestärkt und erweitert durch die Chorstimme. Für Publikum wie für die Darstellenden ist sie die Orientierung im raum- und zeitlosen Geschehen des Stücks: Götterwort, Weltgesetz und Lebensstrom des Menschen.
Menschen suchen die Erde vollziehend im eigenen Werden
Den Willen der Götter. Diese bedürfen des irdischen Menschen,
Der aufhebt die Trennung der Welten und hilft zur Vollendung der
Schöpfung,
In die aus göttlicher Weisheit Keime der Zukunft gelegt.