Playtime - Liquid Room

Wandelweiser, Saariaho, Scelsi, Galindo Quero

Eines der renommiertesten europäischen Ensembles für neue Musik, ICTUS aus Brüssel, war im Dezember an der HKB zu Gast. Auf ICTUS geht das Format des «flüssigen Raums» zurück: Das Publikum sitzt in der Mitte des Saales und ringsum sind kleine Ensembles oder Solist*innen positioniert, die verschiedene Werke in nahtlosem Übergang präsentieren. Wir lehnen uns an dieses Format an mit vier feinklanglichen Beiträgen.

Das HKB Wandelweiser Ensemble trägt zu diesem  Setting Musik des gleichnamigen Komponist*innenkollektivs bei, das 1992 von Antoine Beuger und Burkhard Schlothauer gegründet wurde. Die Mitglieder des Kollektivs verbindet ihr gemeinsames Interesse an leisem, nuancenreichem und detailreichem Musizieren, an Stille, an konzentriertem und vertiefendem Hören. Unter der Leitung unserer Dozentin Biliana Voutchkova sind Werke von von Jürg Frey, Eva-Maria Houben und Michael Pisaro zu hören. 

Von Wandelweiser ist es nicht weit zur finnischen Komponistin Kaija Saariaho (1952–2023), die sich in ihrem Werk Terrestre (2002) für Flöte solo, Violine, Cello, Perkussion und Harfe auf die Gedichtsammlung Oiseaux von Saint-John Perse einlässt. Die Texte beschreiben nicht den Gesang der Vögel, sondern viel mehr deren Flugweise. Der Beginn von Terrestre etwa handelt von einem Vogel, welcher den Dorfbewohnern das Tanzen beibringt. Saariaho interessiert sich hier in erster Linie für die metaphorische Idee des Vogels. Verwoben in diese beiden Ensemblewerke sind ein kurzes Solo des sagenumwobenen Komponisten und Mystikers Giacinto Scelsi (1905–1988) mit dem Titel Manto I sowie ein  feines Gitarrenquartett von Irene Galindo Quero aus dem Jahre 2011 mit dem Titel Ziffer H hut. Die spanische Komponistin leitet seit Sommer 2023 die Kompositions-klasse der HKB (Nachfolge von Xavier Dayer). 

Vier Ansätze im selben Raum, im Kreis, in subtiler Gestaltung: Die rund 60 Minuten dauernde Performance ist eine ruhige Insel im Meer einer hektischen Musikwelt.