Abstraktion kann auch Emotion
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Abstraktion kann auch Emotion

Kunst
Veröffentlicht am 10.09.2024
Vittoria Burgunder
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Das Kunstmuseum Bern zeigt das humorvolle Spiel mit Farben, Formen und Figuren der US-amerikanische Künstlerin Amy Sillman. Das ist alles andere als kühl und ausgeglättet.

Die Zeit, in der Kunst entsteht, vermag ein fertiges Werk kaum darzustellen. Die New Yorker Künstlerin Amy Sillman, geboren 1955 in Detroit, hat ihre eigenen Techniken, um den Prozess ihrer abstrakten Arbeiten zu reflektieren. Während des Malens fotografiert sie beispielsweise ihr unfertiges Bild immer wieder. Diese Bilder fügt sie zu Videos zusammen, welche die Entstehung sichtbar machen.

«Amy Sillman. O’Clock!» heisst ihre erste grosse institutionelle Einzelausstellung in Europa. Das Kunstmuseum Bern zeigt Werke aus den letzten 15 Jahren; Malerei, über hundert Zeichnungen, Animationsfilme und eine Installation.

Der gestalterische Prozess ist auch in ihren Serien auszumachen: «UGH for 2023» zeigt 74 an- und übereinandergereihte Zeichnungen, in der Körperteile und Buchstaben ineinanderfliessen. Der über die Blätter hinweg beobachtbare Wandel von Farbe und Form lässt die Stimmung kippen. Etwas, das Sillman beschäftigt: Wie kann abstrakte Kunst Emotion vermitteln?

«Sillman kommentiert damit die Geschichte der Abstraktion», sagt Kuratorin Kathleen Bühler. Statt Malerei als Konsumgut zu verstehen oder sie zur Spiegelung gesellschaftlicher Entwicklungen zu nutzen, gehe Sillman in der Abstraktion einen eigenen Weg. Sie malt und zeichnet das Gescheiterte, das Plumpe und das Unbeholfene und nutzt dabei humoristische, figurative Elemente.

Ausstellung in zwei Teilen

Im Geschoss über der Sillman-Schau hatte die Künstlerin selbst kuratorische Freiheit: Aus der Sammlung des Kunstmuseums Bern wählte sie Werke unterschiedlicher Künstler*innen, Stile und Epochen aus. Zwischen scheinbar unverwandten Werken findet die Künstlerin kluge Verbindungen – und zieht diese Parallelen auch zu sich selbst: Die Wände der Ausstellungsräume hat Sillman bemalt, dabei spielt sie auf ihre eigene Art auf das jeweils dort angebrachte Sammlungswerk an. Die Farben- und Formenwelten, die sich hier offenbaren, dürften denn auch einem Publikum gefallen, das sich von abstrakter Kunst lieber fern hält.

// Kunstmuseum, Bern

Vernissage: Do., 19.9., 18.30 Uhr Ausstellung bis 2.2.2025 www.kunstmuseumbern.ch

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Vittoria Burgunder
Vittoria Burgunder
Stellvertretende Redaktionsleiterin

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