Bitte spoilern Sie, Johannes Dullin
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Bitte spoilern Sie, Johannes Dullin

Bühne Performance
Veröffentlicht am 01.02.2024
Susanne Leuenberger
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Johannes Dullin bespielt mit seiner neuen Performance-Reihe das Kino der Reitschule. Über zwölf Abende in drei Monaten gibts dort «Raw Clowning». Das klingt wild. Die BKa hat beim Komiker und Schauspieler nachgefragt.

Johannes Dullin, die Welt ist schon genug verrückt. Warum sollen wir uns auch noch Ihr «Raw Clowning» anschauen kommen? Diejenigen, die zurzeit ein aufziehendes Gewitter des Wahnsinns in der Welt beobachten, sind herzlich eingeladen zu sehen, wie ich versuche, diesen Wahnsinn künstlerisch zu verdichten. Ich werde keine verkopften Diskurse bieten, sondern das Irrationale, Intuitive und Wilde walten lassen. Es wird albern, brachial und grotesk zugehen, und manchmal auch ganz anders.

«Jeder Abend ist für alle Beteiligten ein Risiko. Wenn er ‹Satan Camping› heisst, sollte man davon ausgehen, dass der Teufel auch persönlich vorbeischaut.»
— Johannes Dullin, Komiker und Schauspieler

Sie sind bekannt dafür, ziemlich unberechenbar und auch mal aufbrausend auf der Bühne zu sein. Sind Ihre Shows für alle geeignet oder geben Sie schon mal Trigger-Warnungen raus?

Jeder Abend ist für alle Beteiligten ein Risiko. Wenn er  ‹ Satan Camping  heisst, sollte man davon ausgehen, dass der Teufel auch persönlich vorbeischaut. In meiner Comedy mache ich mich nicht über irgendwelche Gruppen, Traumata oder Lebensweisen lustig. Meine Zielscheibe ist der Mensch an sich. Eine gewisse Offenheit für schrägen Humor ist aber sicherlich hilfreich. Die Performances in Ihrer neuen Reihe haben in der Tat vielversprechende Titel. Neben dem von Ihnen erwähnten etwa «das faxistische Manifest» oder «Der Fürst der Langeweile». Ist eigentlich zuerst der Titel oder die Performance da, wenn Sie ein Stück entwickeln? Ich habe einen Spielplan für zwölf Abende geschrieben. Nun gilt es, zu sehen, wie ich diesen Plan zum Leben erwecke. Momentan sind die Titel alles, was ich weiss.

Einer der Abende nennt sich «I love Cringe». Wörtlich meint das ja erschaudern. Werden Sie auch für Gänsehautmomente sorgen? Oder anders gefragt: Mit welchem Gefühl entlassen Sie das Publikum? Ich hoffe, dass die Leute die Show verlassen und das Gefühl haben, etwas erlebt zu haben. Etwas, das sie vielleicht nicht verstehen, das sie aber dennoch berührt. In meinem Verständnis von Komik ist nicht nur das Lachen willkommen. Auch Überforderung, Fremdscham, Wut und Wahnsinn sind Teil der Reise.

Kino der Reitschule, Bern

Premiere: «Der rote Teppich»: Di., 13.2.

«Raw Clowning»: jeweils dienstags, 20.30 Uhr

www.johannesdullin.com

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Susanne Leuenberger
Susanne Leuenberger
Redaktionsleiterin

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