BKa N°7 – Gehen Sie für Jäggi hin
Simon Jäggi kann vieles: Der Berner schreibt, er machte Musik mit den Kummerbuben und als Birdman Jäggi. Im Naturhistorischen Museum Bern kuratiert er Ausstellungen, zum Beispiel preisgekrönt über die queere Vielfalt in der Natur und aktuell zum Insektensterben. Für die BKa kuratiert er gute Konzerte.
Es gibt Musiktipps, die machen sich gut in Kolumnen. Weil der Kolumnist zeigen kann, dass er hart am Puls der Zeit fräst. Das sind aber nicht immer die Acts, die auch wirklich die Menschen bewegen. Manche Bands haben es bekanntlich schwer im Feuilleton. Teilweise zu Recht, teilweise auch nur, weil sie mehr Wert auf ihr Handwerk legen als auf den Gesamtauftritt und den Zeitgeist.
Andrea Bignasca (Bären Buchsi. Do., 11.4., 20.30 Uhr) ist so ein Beispiel. Mit seiner Musik, die man wohl im Bluesrock ansiedeln würde, erfindet er das Rad nicht neu, wirklich nicht. Der Tessiner hat aber eine verdammt gute Stimme und eine einnehmende Präsenz. Das kann ich aus eigener Beobachtung sagen. Bignasca hat zwar nicht meinen Geschmack getroffen, aber mein Herz.
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Das Kontrastprogramm verspricht das Expop-Festival in der Dampfzentrale (Fr., 12., und Sa., 13.4., 19.30 Uhr) . Hier gehts weniger um die Bauchgegend als um den Brainfuck. Aber das mag ich auch: Sich herausfordern lassen, irritiert und überfordert zu sein. Vielversprechend der Satz aus dem Programmheft: «EXPOP weitet die Sphären dessen, was als Pop gilt, aus.» So ein Tipp macht sich für einen Kolumnisten enorm gut. Aber ich gebe es offen und ehrlich zu: Ich kenne keinen einzigen Act im Programm. Aber genau das ist das Reizvolle.

Das Berner Quartett Viertaktmotor macht neue Schweizer Volksmusik und tauft ihr zweites Album (Turnhalle im Progr, Sa., 20.4., 21 Uhr) . Mit meiner Band Kummerbuben sind wir vor zwanzig Jahren auch losgezogen, um Schweizer Volksmusik aus den Angeln zu heben. Viertaktmotor hat einen anderen Ansatz: Es widmet sich der instrumentalen Tanzmusik, etwa dem «Schottisch» oder der «Mazurka». Noch immer dünkt mich, dass der progressive Teil der Schweiz ein verknorztes Verhältnis zur eigenen Volksmusik hat. Viertaktmotor gibt Gegensteuer.

Und zum Schluss noch der Schlechtes-Gewissen-Tipp. Der tolle Kontrabassist Philipp Moll spielt monatlich Jazz in der Mahogany Hall (So., 21.4., 12 Uhr) . Gastmusikerin ist Marina Iten. Ich habe zu viele Hobbys und zu viele Kinder, dass ich es schon mal an den «Philipp Moll Sunday 12PM Jazz» geschafft hätte. Gehen doch bitte Sie für mich.

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