BKa Nº1 – Auf einen klassischen Pingu-Sirup mit Szanto
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BKa Nº1 – Auf einen klassischen Pingu-Sirup mit Szanto

Klassik
Veröffentlicht am 13.01.2025
Stephanie Szanto
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Stephanie Szanto ist vielfältig: Die Berner Mezzosopranistin, Komponistin und Produzentin teilt die Bühne mit den grossen Orchestern, mag aber auch Jazz, Jodeln und R 'n' B. Mit ihrem Duo The High Horse nimmt sie sich missglückten Bravo-Hits an. Der BKa gibt sie Klassik-Tipps, die sich auch mal abseits der Konventionen bewegen.

Und auf einmal verrücken die Jahreszahlen um eine Stelle – und wir gleich mit ihnen mit. Jedenfalls kommt es mir dieses Jahr so vor. Zudem lässt der Jahreswechsel oft die ganz grossen Weltfragen aufkommen. Ich möchte aber jetzt einmal eine beleuchten, die wir wohl alle kennen, die uns jedoch selten ernsthaft beschäftigt: Wieviel Wahrheit steckt im Wein?

Den erhobenen Zeigefinger suchen Sie bei mir vergeblich, denn ich trinke auch anderes als Pingu-Sirup. Nach den ganzen Festtagen respektive Festnächten und etlichen «Vorfällen» in meinem Umfeld denke ich aber wirklich für einmal darüber nach. Zu wie vielen Prozenten stimmt die Aussage «in vino veritas» mit der nüchternen Realität überein? Befassen wir uns erstmal mit den allgemeinen Festlichkeiten und Emotionalitäten: Vielleicht ist es simpel und wir haben jetzt einfach mal Raum, um sentimental zu sein? Wenn wir dann aber wieder auf die Frage mit dem Alkohol zurückkommen, drehen wir uns womöglich im Kreis, so wie bei der Frage vom Huhn und dem Ei: Was war zuerst da, die Emotionalität oder der Alkohol? Und dann müsste man die Sache auf eine grosse Familienfeier und/oder Geschäftsfeier übertragen und sich fragen: Hält man denn das eine überhaupt ohne das andere aus?

Sie sehen: Mir raucht der Kopf und mir täte etwas Einkehr, (und das eben nicht mehr im «Bäre»), gerade gut. Passenderweise bietet die Kulturlandschaft in Bern gerade viele Orchester- und Kammermusikkonzerte, die meine Reise ins Innere begleiten können.

Opus 1, wo alles begann. Zum Jahresanfang gehen wir auch bei Ludwig Van Beethoven ganz an den Anfang und können anhand seines Klavier-Trios in Es-Dur sein erstes Opus erleben. Das Klaviertrio von Afonso Fesch an der Violine, Thomas Demenga am Violoncello und Hiroko Sakagami am Klavier spielt ausserdem Franz Schuberts Sonatensatz in B-Dur. Zum Schluss erklingt das melancholische Klaviertrio in g-Moll von Bedrich Smetana, dem Sohn eines Bierbrauers (Yehudi Menuhin Forum, Bern. So,, 26.1., 17 Uhr) .

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Der Violoncellist ist Thomas Demenga. © Ismael Lorenzo

Finis, wo alles endet. Am Ende seines letzten Konzertes schrieb Komponist Edward Elgar «Finis.R.I.P». Sein Cellokonzert in e-Moll gehört zu den bildgewaltigsten Werken, die mir begegnet sind. Das Sinfonieorchester Biel spielt unter der Leitung von Christopher Ward ausserdem Ethel Symths schelmisch-fantastische Ouvertüre ihrer Oper «The Wreckers» und Antonín Dvořáks Sinfonie Nr. 6 in D-Dur. Mein Lieblingsteil darin: Der «Furiant», ein tschechischer, etwas derber Tanz, der von einem Taktwechsel von 2/4- und 3/4-Takt geprägt ist. Nerd Alert: Ich geb Ihnen ein Bier aus, wenn Sie's mitzählen können. Oder einen Pingu-Sirup (Kongresshaus Biel. Mi., 22.1., 19.30 Uhr) .

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Der leitende Dirigent: Christopher Ward. © Gerard Collett

Und dann kam die «Carrot Revolution». Das Werk von Gabriella Smith (*1991) lautet übersetzt «Revolution der Karotten» und ist schlicht umwerfend! Das New Yorker «Isidore String Quartet» bietet in seinem Programm noch viele weitere Spezialitäten wie beispielsweise Nachtstücke vom französischen Klangfarbenmeister Henri Dutilleux und ein Streichquartett von Antonín Dvořák (Konservatorium Bern. Mo., 20.1., 19.30 Uhr) .

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Das New Yorker Isidore String Quartet. © Jiyang Chen

Zum Abschluss: Ein friedliches neues Jahr. Jene, die auch noch eine Botschaft möchten, können dies in vokaler und inhaltlicher Form beim BernChor21 und Organist Lee Stalder erleben. Der Titel «Friedenssehnsucht» ist Programm und bietet Chorwerke von zeitgenössischen Komponist*innen wie beispielsweise Iris Szeghy und Edwin Peter, aber auch Amy Beach und Gustav Holst (Pauluskirche, Bern. Do., 23., und Fr., 24.1., 20 Uhr) .

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Der Berner Organist Lee Stalder. © Alex Anderfuhren
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