BKa Nº11 – Warum nicht beim Namen nennen?
Es gibt Dinge, die sind so traurig, dass es eigentlich unmöglich ist, die richtigen Worte dafür zu finden. 122 Millionen Menschen befinden sich heute auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Über 65'000 verloren seit 1993 unterwegs nach Europa ihr Leben. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Menschen aller Geschlechter und mit unterschiedlichsten Geschichten. Was unterscheidet jeden einzelnen dieser Menschen von mir? Dass ich hier, in dieser sattgrünen und lebenswerten Stadt lebe, und dass andere auf dem Weg in ein erhofftes sicheres Leben sterben: Wie falsch sich das anfühlt. Ich bin nicht alleine mit meinem Bedürfnis, diese Menschen nicht zu vergessen. Die Offene Kirche Heiliggeist lädt am Internationalen Flüchtlingstag zu diversen Gedenkaktionen. Da ist etwa der «Cercle de Silence» mitten auf dem Bahnhofplatz. Und da ist die Einladung, die Verstorbenen beim Namen zu nennen: 24 Stunden lang lesen Freiwillige Namen für Namen. Ich mache da mit. Auch wenn es nur ein symbolischer Akt ist. Vielleicht liegt da einer der Ursprünge von Kultur und Menschlichkeit überhaupt: im Bedürfnis, Ausdrücke zu finden für etwas, das geteilt werden muss. Und auch wenn die Worte fehlen, so gibt es die Namen, die genannt werden könnten.
// Offene Kirche, Heiliggeist. Sa., 21.6., 12 Uhr, bis So., 22.6., 12 Uhr
- «Cercle de Silence» beim Bahnhofplatz: 11.30 Uhr
- «Offenes gemeinsames Lesen»: Sa., 21.6., 17.10. bis 18 Uhr und 20.10 bis 21 Uhr. Mehr Infos zum individuellen Lesen und allen weiteren Aktionen auf der Website.