BKa N°12 – Szanto über Zauber und Aromat
 Minuten Lesedauer

BKa N°12 – Szanto über Zauber und Aromat

Klassik
Veröffentlicht am 18.06.2024
Stephanie Szanto
 Minuten Lesedauer

Stephanie Szanto ist vielfältig: Die Berner Mezzosopranistin, Komponistin und Produzentin teilt die Bühne mit den grossen Orchestern, mag aber auch Jazz, Jodeln und R 'n' B. Mit ihrem Duo The High Horse nimmt sie sich missglückten Bravo-Hits an. Der BKa gibt sie Klassik-Tipps, die sich auch mal abseits der Konventionen bewegen.

In Zeiten, in denen sich Kinder ihre Podcasts vom eigenen Tablet aufs iPhone laden und von Streamingdienst bis Börsenbericht alles unbeeindruckt im Griff haben, betrachte ich meine geliebten Märchenkassetten als den unbezahlbaren Goldschatz meiner Kindheit. Treu erschienen mir meine Feen, Elfen und Hexen aus dem braunen Fisher-Price-Kassettengerät – und trugen mich weit weg in ihre Welt.

Ich muss gestehen, dass ich mich erst seit ein paar Monaten einigermassen erwachsen fühle, nämlich seit ich Aromat mit Pfeffer ersetze.

Und auch wenn das digitale und faktenharte Jahrtausend schon lange Realität ist, frage ich mich dennoch: Wo ist der Zauber geblieben?

In diesem Monat scheine ich zumindest in Bern nicht die Einzige zu sein, die der Welt des Zaubers und der Poesie eine kleine Tür öffnet.

Beginnen wir mit einem grossen Poeten und unvergleichlichen Geschichtenerzähler: Charlie Chaplin. Der Komponist Gabriel Estarellas widmete ihm sein Programm «Homenaje a Charles Chaplin» , in welchem Gitarre auf Streichquartett und spanische Folklore auf die Musik der Chaplin-Filme treffen (Konservatorium Bern. Fr., 21.6., 18.30 Uhr) .

Image description
Inspiriert von Chaplin: Komponist Gabriel Estarellas. © ZVG

Etwa zeitgleich unterwegs waren auch die impressionistischen Tondichter und Komponisten Claude Debussy, Erik Satie und Maurice Ravel. Zusammen mit Poetry-Slammerin Moët Liechti lädt das Variaton Orchester in der Dampfzentrale auf die musikalische Promenade «Poëmes» ein. Die Improvisation, der französische Impressionismus und viele Überraschungen sollen den musikalischen, imaginären Spaziergang leiten. Ziel der Reise: Unbekannt (Fr., 21., und Sa., 22.6., 20 Uhr sowie So., 23.6., 17 Uhr) .

Image description
Lädt auf eine musikalische Promenade ein: das Variaton Orchester. © ZVG

Wie ein Zauberer, der seine Tricks und doppelten Böden nicht preisgibt, war auch er: Der Komponist Dmitrij Schostakowitsch behielt das Geheimnis um seine Symphonie Nr. 5 in d-Moll für sich. Beugte er sich damit dem Regime oder schuf er sich mit seinem beeindruckenden Werk eine ganz eigene, persönliche Antwort mit doppeltem Boden?

Das Berner Symphonieorchester unter der Leitung von James Conlon setzt sich mit dieser Frage am 12. Symphoniekonzert auseinander (Do., 27., und Fr., 28.6., 19.30 Uhr) . Der doppelte Boden wird im Casino auch programmtechnisch umgesetzt. Präsentiert wird so ebenfalls Ludwig van Beethovens aussergewöhnliches Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll. Am Klavier: Javier Perianes.

Image description
Er sitzt am 12. Symphoniekonzert am Klavier: Javier Perianes. © Igor Studio

Wie aus einem Märchenbuch klingt der Titel meines letzten Konzerttipps: «Matinée im Auenwald». Pro Natura und Musiker*innen um den Geiger Lorenz Hasler – er ist Mitglied bei I Salonisti – laden auf einen musikalischen Spaziergang durch den Auenwald im Eichholz ein (So., 23.6., 10 Uhr) . Anschliessend gibts Brunch, oder, edler ausgedrückt: Le Déjeuner sur l'herbe.

Artikel des/derselben Autor:in
Stephanie Szanto
Stephanie Szanto

BKa abonnieren

Dieser und unzählige weitere Artikel sind auch in gedruckter Form erhältlich. Die Berner Kulturagenda erscheint zweiwöchentlich und beleuchtet das Berner Kulturgeschehen.