BKa Nº15 – Alwa Alibi weiss: Der Festivalsommer endet queer, laut und hot
Alwa Alibi ist Musikerin und Autorin. Sie schreibt, seit sie schreiben kann und bringt ihre auch mal nachdenklichen Texte live zu Simo Sasters tanzbaren Beats auf die Bühne und aufs Album – zuletzt erschienen ist «Pool». In der BKa schreibt sie als Musikfan für Musikfans.
Wo sind Sie gerade? Auf Elba, Sardinien oder Korsika? Oder finden Sie, der Sommer sei hier in Bern am schönsten? Die Aare besser als jedes Meer? Vor allem, wenn nicht zu viel Wasser kommt und wir bedenkenlos rein dürfen?
Von der Aare aus zeigt sich die Stadt an schönen Tagen von ihrer besten Seite. Das Kulturprogramm hingegen bleibt schlank. Viele Veranstalter*innen, Booker*innen und Musiker*innen schwimmen eben auch gerade im Stadtfluss oder liegen auf einem Lettino auf einer Insel.
Einige von ihnen aber stemmen hier in Bern zwei Festivals, die ich Ihnen gerne empfehle: erstens das «No Borders No Nations» auf dem Vorplatz der Reitschule (Fr., 23., und Sa., 24.8.) . «The Code» von Nemo läuft zwar auch im Radio aller Strandbars, die Songs der anderen Artists des Festivals wohl aber nicht:
Rapperin KT Gorique kannte ich nicht, bis ich sie live sah. Und ich war sofort Fan. Sie füllt die Bühne nicht nur mit erstklassigen Flows und Texten, sondern tanzt und performt so, als hätte sie endlos Energie. Das steckt an. 2012 gewann sie übrigens als erste Frau einen Freestyle-Rap-Contest in New York. Seither wachsen ihre Streams und Bühnen stetig.
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Chocolate Remix aus Buenos Aires ist queer und macht Reggaeton. Die Produzentin, Rapperin und Sängerin DJ Romina Bernardo gründete Chocolate Remix, um dem sexistischen Musikgenre Reggaeton eine feministische und queere Stimme zu geben. Das ist ihr mehr als gelungen. Gehen Sie hin, es wird hot, laut und queer.
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Ebenfalls hot, laut und queer sind Etoclit aus Bern. Die Rapcrew formuliert Gedanken und Gefühle manchmal nachdenklich, manchmal provokativ über pumpenden Beats. Gehen Sie hin, um still dazustehen und zuzuhören. Oder um bis zum Muskelkater zu tanzen. Beides wird sich lohnen.
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Zum zweiten Festival müssen sie nur halb so weit wandern wie zum Gurtenfestival letzten Monat. Und Sie müssen auch nicht gleich wieder runter. Denn das inklusive Festival am Waldrand der Heiteren Fahne bietet die Möglichkeit, dort zu übernachten (Mi., 21., bis Sa., 24.8.) . Wenn Sie das tun, kommen Sie am Samstagmorgen in den Genuss von Kaffee und Gipfeli – und vom Sonnenaufgangskonzert des Musikers Al Comet (Sa., 24.8., bei Sonnenaufgang) . So nennt sich Alain Monod als Solokünstler, er war Keyboarder in der Band The Young Gods. Als Al Comet widmet er seine Finger keinen Tasten, sondern Saiten – er tritt mit einer Sitar auf. Ich kenne The Young Gods wie auch die Sitar nur aus dem Internet und kann mir ihre Klänge schlecht vorstellen. Falls Sie also hingehen, schreiben Sie mir wie es war!
Falls Sie in Bern sind, wissen Sie nun, wo hingehen. Falls Sie auf Elba, Sardinien oder Korsika sind, wissen Sie nun, was Sie verpassen. Gern geschehen.
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