BKa Nº24 – Mosimanns Weihnachtsfilme
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BKa Nº24 – Mosimanns Weihnachtsfilme

Film
Veröffentlicht am 20.12.2024
Yannick Mosimann
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Sitzt er gerade nicht vor der Leinwand, dann ist Yannick Mosimann hinter der Kamera anzutreffen: Der Filmemacher, Fotograf und Klangkünstler ist multimedial unterwegs. Zum Film hat der Berner einen vielfältigen Zugang, er dreht experimentelle Kurzstreifen, aber auch dokumentarische Langspielfilme. Zuletzt «Normal Love» über eine vertraglich geregelte Liebesbeziehung. In der BKa berichtet er, wo grosses Kino läuft.

Vor Kurzem wurde ich gefragt, für welche Regieperson ich mich entscheiden würde, wenn ich nur noch Filme dieser einen anschauen könnte. Meine Antwort: Kelly Reichardt . Ihre Filme geben mir einfach immer so viel, obwohl ihr Kino eines der flüchtigen Bilder, der diffusen Gefühle, der nicht recht fassbaren Gemütszustände und der ungewissen Ereignisse ist. Es ist asketisches Kino, das von Übergangszuständen erzählt – Zuständen, in denen das eine noch nicht ganz verschwunden und das andere noch nicht ganz da ist. Oft lässt sich nicht einmal genau benennen, was verschwindet und was kommt. Vielleicht berühren sie mich gerade deswegen so tief: Weil sie das Ungewisse aushalten, ohne es auflösen zu müssen. Der Film, den Corinna Münster und ich für unsere «Landschaft»-Filmreihe in der Prozess Kultur & Bar ausgewählt haben, ist «Meek’s Cutoff» (Mi., 18.12., 20 Uhr) . Die Geschichte basiert lose auf einer wahren Begebenheit von 1845, in der eine Gruppe von Siedlern durch Oregons Wüste irrt.

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«Meek’s Cutoff» nimmt mit in die Wüste Oregons. © Peripher Filmverleih

Halb zerstörte Wohnzimmer, in denen Fernseher noch laufen, Flugzeugsitze mit Menschenkörpern, die vom Himmel fallen. In Maryna Er Gorbachs Film «Klondike» wird die surreale Realität des Ukraine-Konflikts greifbar. Der Film folgt drei Charakteren, die gleichsam Brennpunkt der geopolitischen Tragödie sind. Erzählt wird ohne Sensationslust: Die Kamera bleibt ruhig und lässt das Grauen langsam in den Alltag der Figuren einsickern. Schritt für Schritt baut der stille Film seine Wut und Absurdität auf und entfaltet schliesslich eine ergreifende Wucht. Unbedingt anschauen. «Klondike» wird im Kino Rex in der Reihe «Ukrainisches Gegenwartskino» gezeigt (Sa., 21.12., 18 Uhr) . Das Rex bietet damit Einblicke in die ukrainische Kinoproduktion seit 2014.

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Mitten in der Zerstörung: «Klondike». © ArtHood Entertainment

Hugh Grant – der Mann, der in den 90ern gefühlt jede romantische Komödie geprägt hat – ist zurück auf der Leinwand . Diesmal in einem Horrorfilm von Scott Beck und Bryan Woods. Der Trailer von «Heretic» verspricht ein klassisches Horrorfilm-Szenario, inklusive unlogischem Plot: Zwei Mormoninnen klopfen an eine Haustür und werden prompt zu Kuchen und Tee hereingebeten. Es ist bald Weihnachten, doch auf «Love Actually» oder «Notting Hill» habe ich keine Lust – also schaue ich mir eben «Heretic» an (Quinnie. Ab Do., 26.12.) .

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Hugh Grant ist zurück auf der Leinwand im Film «Heretic». © A24

Es gibt einen Film, der mir im Jahr 2024 immer wieder von meinen Freund*innen empfohlen wurde : Past Lives von Celine Song. Darum danke, Cinematte . Das Kino in der Matte zeigt den Film noch einmal, und vielleicht schaffe ich es nun endlich, ihn mir anzuschauen. «Past Lives» , das Regiedebüt von Celine Song, erzählt die Geschichte von Nora und Hae Sung, die in ihrer Kindheit eine innige Freundschaft verband, bevor sie getrennt wurden (Do., 26., und Mo., 30.12., 21 Uhr) . 24 Jahre später begegnen sie sich erneut, und die tiefe Verbundenheit von damals kehrt zurück. Klingt stark nach Richard Linklaters «Before-Trilogie» – und falls ihr die noch nicht kennt, gibt's nun zum Schluss drei weitere Filmtipps obendrauf.

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«Past Lives» erzählt von der Freundschaft von Nora und Hae Sung. © Filmcoopi
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Yannick Mosimann
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