BKa N°7 – Stephanie Szanto lockt uns in Parallelwelten
Stephanie Szanto ist vielfältig: Die Berner Mezzosopranistin, Komponistin und Produzentin teilt die Bühne mit den grossen Orchestern, mag aber auch Jazz, Jodeln und R 'n' B. Mit ihrem Duo The High Horse nimmt sie sich missglückten Bravo-Hits an. Der BKa gibt sie Klassik-Tipps, die sich auch mal abseits der Konventionen bewegen.
Entwischen Sie dem Alltag auch so gerne in Parallelwelten wie ich? So simpel und unscheinbar sie oft auch sein mögen, man kann sich doch darin glückselig verlieren. Schönerweise gibt es auch keine Grenzen in der Welt der Hobbyparallelwelten. Heute erzähle ich von einer meiner Liebsten: von der Welt der Baumärkte.
Kaum wackelt etwas bei mir daheim und ich merke, dass ich ganz ein spezifisches Schräubchen brauche, kann ich freudigen Schrittes endlich wieder einen Baumarkt betreten. Gerade diese Woche lancierte ich ein kleines (mietverhältnismässig unproblematisches) Heimwerkprojekt, welches mir ein neues handwerkliches Level abverlangte und fachkräftiger Unterstützung bedurfte. Dazu wurde mir zu professionellem Material geraten, was mich zufälligerweise in das absolute Heimwerknirvana führen sollte: in die HandWerkStadt Bern. Hinter unscheinbaren Industriemauern verbirgt sich ein Baudetailhandel für Profis, der jedes Heimwerker*innenherz vor Glückseligkeit Freudenrhythmen klopfen lässt. Fast ehrfürchtig schlich ich um die Regale herum und war begeistert, dass sich meine Parallelwelt unerwartet zu einer ganzen Galaxie ausweitete.
Universell beswingt wage ich nun den Sprung von einem meiner liebsten Hobbys zu einem meiner absolut innigst geliebten Lieblingskomponisten: Erich Wolfgang Korngold. Sein Leben führte ihn gezwungenermassen in die verschiedenen Welten des Wunderkindseins, es trieb ihn in die Flucht vor Antisemitismus, auf den Planeten Hollywood und brachte ihn wieder zurück zur klassischen Komposition. Das alles meisterte er mit seiner warmen und sanften Art. In seinem schlicht wunderschönen Violinkonzert Op. 35 sind alle seine Welten hörbar. Das Berner Symphonieorchester stellt es unter der Leitung von Nicholas Carter ins Zentrum seines Programmes «Mit Korngold hoch hinaus» (Casino Bern. Do., 10., und Fr., 11.4., 18.30 Uhr) . Als Solistin ist Geigerin Simone Lamsma zu erleben.
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Passenderweise entführen auch sie uns in entfernte Welten: Das Berner Vokalensemble Ardent nennt sein Programm «Himmel und Erde – Klangwelten von Mendelssohn & Bruckner» (Petruskirche, Bern. So., 27.4., 17 Uhr) . Unter der Leitung von Patrick Secchiari und Marko Skorin kann man sich auf ein totales Abtauchen in die Klangwelten fantastischer Vokalwerke der beiden Komponisten freuen. Organistin Sarah Brunner komplettiert die musikalische Sternstunde an der Orgel.
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In Momenten tiefer Trauer trösten sie uns: die weltenschönen Klagelieder. Krzysztof Urbański, dem Chefdirigenten des Berner Symphonieorchesters, liegt laut eigener Aussage die «Symphonie der Klagelieder» des polnischen Komponisten Henryk Górecki besonders am Herzen – und damit ist er nicht alleine: Ich empfehle wärmstens, dieses dermassen starke und gleichzeitig von Zerbrechlichkeit gezeichnete Werk im Konzert zu erleben. Es singen solistisch die Sänger*innen Anna Federowicz, Michał Sławecki und Edyta Krzemień. Ebenso wird das grosse Klavierwerk von Pjotr I. Tschaikowski, «Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll op. 23», mit Meisterpianist Kirill Gerstein zu hören und zu geniessen sein (Casino Bern. Do., 24., Fr., 25.4., 18.30 Uhr) .
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Zum Schluss werden noch zwei Welten schwungvoll miteinander vereint: Das Ballett und die historische Aufführungspraxis. Unter der Leitung von Jordi Savall führt «Le Concert des Nations» zusammen mit den Tänzer*innen des Slowenischen Nationalballetts Christoph Willibald Glucks «Don Juan» auf (Casino Bern. Mo., 28.4., 20 Uhr) . Für die Choreografie ist Edward Clug verantwortlich. Mindestens so spannend klingt der zweite Programmpunkt: die Orchestersuite aus Jean-Philippe Rameaus Oper «Les Boréades». Ich sage nur noch: Auf zu neuen Welten!
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