Apokalyptischer Trip mit Robotern und Engeln
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Apokalyptischer Trip mit Robotern und Engeln

Musik Pop/Rock Experimental
Veröffentlicht am 10.02.2024
Vittoria Burgunder
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Die französische Band Zombie Zombie stattet dem Le Singe einen Besuch ab. Beeinflusst vom Horror- und Science-Fiction-Kino und mit ausschliesslich lateinischen Texten versetzt ihr aktuelles Album «Vae Vobis» in Angstlust.

Die Band startete 2008 durch, da waren sie noch ein Duo: Saxofonist Etienne Jaumet, der bald einmal auch zum analogen Synthesizer griff, und Perkussionist Cosmic Neman bildeten die ersten Jahre Zombie Zombie. Bekanntheit erlangten sie unter anderem mit ihren Neuinterpretationen von Filmmusik, etwa von Horror- und Science-Fiction-Koryphäen wie John Carpenter oder George A. Romero, Regisseur, Drehbuchautor und Filmmusiker, der mit seinem Kultfilm «Dawn of the Dead» (1978) wesentlich der Entstehung des Subgenres «Zombie-Film» beitrug.

Aber nicht nur vom Film sind Zombie Zombie inspiriert. Wer sich ihr Repertoire anhört, spürt eine Bewunderung für die frühen Pioniere der elektronischen Musik heraus, so erinnern die schweren Synths und der zur Roboterstimme verzerrte Gesang etwa an Kraftwerk, die in den 1970er-Jahren den Weg für den Krautrock und Elektropop ebneten. So ertönt in den Songs nicht selten auch ein Theremin.

Diese Einflüsse sind auch auf ihrem aktuellen Album «Vae Vobis» nicht wegzuhören, für das der Schlagzeuger Dr. Schonberg als Dritter im Gespann zur Band dazustiess. Zwölf Titel sind darauf versammelt, nach wie vor klingt das bei den Analog-Liebhabern noch retrofuturistisch. Dass jedes Stück auf Latein gesungen ist, verleiht dem Ganzen aber auch einen mittelalterlichen Touch.

So ertönen etwa im Stück «Lacrymosa» Roboterstimme und Chor – es singt der «doomed angels choir» – beschwörend zusammen, darunter schwebende Synths und treibende Beats. Zombie Zombie sind Soundkünstler, die harmonisch-technoid können, aber auch mal quietschende Störgeräusche einfliessen lassen. Das kann durchaus etwas kryptisch und alles andere als easy-listening sein.

Das sollte aber niemanden vor dem Konzert im Le Singe abhalten, der*die es schlicht eingängig mag – Dissonanzen kommen in kleinen Dosen und halten die düster-treibenden Songs aufregend. Es sind richtig viele Gemütszustände, die Zombie Zombie mit «Vae Vobis» durchleben lassen.

Das Album versetzt in Trance, es lullt ein, bevor es etwas disharmonisch wird und weckt. Am Ende hat die Platte das Zeug zur dramatischen Filmmusik: «Aurora» klingt wie ein episch-düsterer Soundtrack, der die Präsenz Darth Vaders ankündigen könnte. Der pulsierende und wohl tanzbarste Titel des Albums, «Nusquam et Ubique», lässt mit Horror, Science-Fiction, Choralem und Elektronik Welten aufeinanderprallen.

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Vittoria Burgunder
Stellvertretende Redaktionsleiterin

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