Come On Cats!
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Come On Cats!

Experimental Jazz/Blues Pop/Rock
Veröffentlicht am 21.02.2025
Lukas Nussbaumer
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An der Jazzwerkstatt Bern darf man sich in diesem Jahr auf Katzenmusik freuen. Hauptverantwortlich dafür: die Band MeoW und deren Sängerin Cansu Tanrıkulu.

Die Songtitel allein sind die 10 Franken für das Album auf Bandcamp schon wert: «Busted On Catnip», «It’s Hard Being Mr. Pussy», «Juice In My Fur», «Scratchin’ Post», «Blue Cheese Note», «Hissy Fit» oder «Mice Problems».

Ja, es handelt sich hier tatsächlich um ein Konzeptalbum über das Leben einer Katze – des Katers Oscar a.k.a. Mr. Pussy, um genau zu sein. Oscar singt über seine «purrfekte» Freundin, sein hartes Los, ständig gestreichelt zu werden, den richtigen Kratzbaum und seine bevorzugten Arten, Mäuse zu verspeisen. Ähnlich schräg wie die Texte klingt die Musik – ein wilder Mix aus experimentellem Jazz, Noise, Synth-Pop, Autotune-Core, Rap und Metal. «Mice!», so der Albumtitel, lässt im positiven Sinn sprachlos zurück. Abgesehen von den Lachlauten, die man zwangsweise immer wieder von sich gibt.

Nicht nur Spass

Kopf der Band MeoW, die Ende Februar auf der Bühne der Jazzwerkstatt Bern aufspielt, ist Sängerin Cansu Tanrıkulu. Geboren und aufgewachsen in Ankara, fand sie – nach einem Psychologiestudium – über die Musik nach Berlin und unterrichtet seit 2023 an der Hochschule der Künste Bern. Sie gehört zu den vielseitigsten und furchtlosesten Komponist*innen und Stimmkünstler*innen des zeitgenössischen Jazz, vor Kurzem hat sie gemeinsam mit Bassist Nick Dunston den SWR Jazzpreis erhalten.

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Gastkuratorin der Jazzwerkstatt und Sängerin der Katzenband MeoW: Cansu Tanrıkulu © Dovile Sermokas

Von aussen könnte man denken, das Katzenalbum sei ein reines Spassprojekt – doch dem ist nicht so. «MeoW ist eines meiner seriösesten künstlerischen Unterfangen», sagt Tanrıkulu, «wir haben dafür wirklich viel geübt und gearbeitet.» Worum es ihr und der Band, der auch Keyboarderin Liz Kosack, Schlagzeuger Jim Black und Bassist Dan Peter Sundland angehören, mit der Musik denn geht? «Niemand von uns hat eine wirkliche Antwort darauf. Die Musik hat einfach eine gewisse Magie, die man vermutlich nicht erklären kann.» Das Meow-Album «Mice!» sei jenes, das Tanrıkulu als Musikerin am meisten repräsentiere.

Niemand von uns hat eine wirkliche Antwort darauf, worum es in der Musik von MeoW genau geht. Sie hat eine gewisse Magie, die man vermutlich nicht erklären kann.
— Cansu Tanrıkulu

Ankara, Berlin, Bern – und ein möglicher Überraschungsgast

An der diesjährigen Jazzwerkstatt Bern ist Tanrıkulu nicht nur als Sängerin der Katzenband dabei, sondern auch als Gast-Co-Kuratorin. In dieser Funktion konnte sie ihre Verbindungen zur Berliner Szene und zu ihrer Heimatstadt Ankara spielen lassen. So tritt am Festival neben internationalen Grössen der Jazz-, Impro- und experimentellen Szene wie Ute Wassermann, Mazen Kerbaj und Korhan Erel auch die türkische Punkband Emaskülatör auf. Die Programmgestaltung sei nicht ganz einfach gewesen. «Wir hätten eigentlich Musik für drei Festivalausgaben gehabt», so die Gastkuratorin.

An der Berner Szene gefallen Tanrıkulu vor allem der Entdeckergeist, die Offenheit für neue Ideen und das Zusammengehörigkeitsgefühl: «Ich habe den Eindruck, hier fühlen sich alle als Teil einer grossen Szene.» Diese enge Verbundenheit birgt aber auch Gefahren – so geht zurzeit ein von Augenzwinkern begleitetes Gerücht um, dass das MeoW-Konzert an der Jazzwerkstatt von einer anderen Katzenband aus Bern gehijacked werden könnte. Man darf gespannt sein – oder um noch einmal einen MeoW-Songtitel zu zitieren: «Come On Cats!».

// Di., 25.2. bis So., 2.3.

  • MeoW: Turnhalle im Progr, Bern. Fr., 28.2., 22.30 Uhr

www.jazzwerkstatt.ch

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Lukas Nussbaumer

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