Den Untergrund-Puls Londons fühlen
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Den Untergrund-Puls Londons fühlen

Kunst Musik
Veröffentlicht am 20.12.2023
Tabea Andres
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Film, Sound und Performance-, während des Norient Festival fliesst das alles zusammen: In der Dampfzentrale untersucht Rebecca Salvadori in ihrem audio-visuellen Programm «Messengers» Freundschaften in der experimentellen Untergrund-Musik-Szene Londons. Und trifft auf hiesige Akteur*innen.

«I think I enjoy it because it's like looking into a lens. A way to condense information while your body goes through a proces», sagt eine verzerrte Stimme in «The Sun Has No Shadow», einem von vier Kurzfilmen, die Norient-Kuratorin Rebecca Salvadori in ihrem Festivalblock «Messengers» zeigen wird. Er nimmt die Zuschauer*innen mit auf Raves und experimentelle Live-Performances rund um den Londoner Fold-Club.

Rebecca Salvadori. ©Henerico Rossi
Rebecca Salvadori. ©Henerico Rossi

15 Jahre Filmmaterial

Intime Gesprächsfetzen auf dem Dach des Gebäudes finden genauso Platz wie die Bewegungen der Tanzenden, manchmal ist auch nur Musik zu hören und das Bild wird abstrakt – zeigt etwa einen pulsierenden roten Punkt. Über 15 Jahre hat die italienisch-australische Videokünstlerin die experimentelle Musikszene Londons mit einer einfachen Handkamera begleitet. «Die verschiedenen Orte und Menschen zogen mich an, ich wusste lange gar nicht, wofür ich das Filmmaterial, das zu einem riesigen Archiv wuchs, verwenden würde», erzählt sie. Für Salvadori sind die Akteur*innen ihrer Filme «Messengers» einer pulsierenden Londoner Subkultur der experimentellen Musik. Mit vielen von ihnen verbindet sie auch eine Freundschaft.

Ausschnitte aus der Londoner Subkultur. ©Henerico Rossi
Ausschnitte aus der Londoner Subkultur. ©Henerico Rossi

So etwa mit dem Songwriter, Produzenten, Sänger, Multiinstrumentalisten und DJ Coby Sey, ihre gemeinsame Beziehung beleuchtet Salvadori in «All We Got Is Us in the Moment». «Durch das jahrelange Filmen lernt das Publikum die verschiedenen Seiten der Künstler*innen kennen», ist die Filmerin überzeugt. Ihr Projekt dreht sich um die Komplexität der Beziehungen von Menschen in der experimentellen Musikszene und untersucht, wie Film und Sound interagieren können.

Eine immerwährende Performance

Das Programm «Messengers» ist eines von rund 20 interdisziplinären Projekten, die am Norient Festival in 11 Berner Kinos, Clubs und Kulturzentren auf das Publikum warten. Und es ist weit mehr als ein Filmscreening, denn die impulsgebenden Musiker*innen und Künstler*innen wie Maxwell Sterling, Kenichi Iwasa, Coby Sey, Olivia Salvadori, Sandro Mussida, Akihide Monna, der Lichtkünstler Charlie Hope und die Musikjournalistin Lucia Udvardyová treten während des Festivalblocks live auf. Und auch den Anlass selbst filmt Salvadori, er wird so zu einer Fortsetzung des Projekts. Mit nachfolgenden Sets von Samuel Savenberg und Noi Noi erweitert sich «Messengers» schliesslich um eine weitere Ebene: Der Londoner Untergrund trifft auf subversive hiesige Club-Musik. Kuratiert von Urs Rihs und dem Radio Bollwerk.

Mitten dabei in der Szene. ©Riccardo Fantoni Montana
Mitten dabei in der Szene. ©Riccardo Fantoni Montana
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Tabea Andres
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