Der Zukunft eine musikalische Brücke bauen
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Der Zukunft eine musikalische Brücke bauen

Musik
Veröffentlicht am 09.04.2024
Hannah Plüss
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Die Urhebergesellschaft Suisa wird 100 Jahre alt. Zum Jubiläum lässt sie Musik von Künstler*innen aller Genres und Landesteile komponieren, die erst in hundert Jahren uraufgeführt wird. Damit diese «Zukunftsmusik» auch 2124 interpretiert werden kann, setzen nur wenige Beteiligte auf klassische Notation. Der Perkussionist Fritz Hauser etwa benutzte Morsezeichen. Die Uraufführung einiger Kompositionen gibt es aber bereits jetzt im Yehudi Menuhin Forum.

«Der Blick in die Vergangenheit fällt leicht. Der Blick in die Zukunft hingegen bleibt reine Spekulation», sagt Johannes Rühl. Er kuratiert das Projekt «Zukunftsmusik» der Urhebergesellschaft Suisa. Es ist eine schwierige Aufgabe, der sich über vierzig Musiker*innen und Gruppen aller Genres, Sprachen und Landesteile der Schweiz gestellt haben: Ein zweiseitiges Kompositionskonzept zu schreiben, das für die nächsten hundert Jahre in der Schweizerischen Nationalphonothek in Lugano aufbewahrt und erst danach uraufgeführt wird. Man wolle mit dem Projekt eine Brücke bauen zwischen Musiker*innen und Zuhörenden, die sich in Persona nie begegnen können, schreibt die Suisa.

Kein Vertrauen in Notenschrift

«Wenige Kompositionen wurden in unserer heutigen westlichen Notenschrift festgehalten. Die Komponist*innen vertrauen also kaum darauf, dass diese in hundert Jahren noch gelesen wird», sagt Rühl. Genauso wenig fand die zurzeit so häufig angewendete Elektronik Eingang in die Sammlung. Zu unsicher auch hier die Prognosen, welches Betriebssystem, welche Software in einem Jahrhundert noch reproduzierbar wären.

Morsezeichen und mündliche Überlieferungen

Nein, die Musiker*innen haben ganz andere Wege gefunden, ein Werk in die Zukunft zu projizieren: Der Perkussionist Fritz Hauser trommelt zum Beispiel mit Morsezeichen, weil diese archaische Kommunikationsform sicher auch in hundert Jahren noch entziffert werden könne. Die fünfminütige Musik des Komponisten und Kulturtheoretikers Patrick Frank wiederum soll alle zehn Jahre bei den Generalversammlungen der Suisa ertönen, jeweils um eine Erinnerung von ihm und anderen Künstler*innen erweitert. Dadurch soll sie bis ins Jahr 2124 zu einem Gesamtkunstwerk anwachsen. Und die Volksmusiker*innen Simone Felber und Adrian Würsch erarbeiteten ein Stück, das während hundert Jahren mündlich überliefert werden soll. Die Uraufführung findet denn auch schon an der Projektpräsentation statt, bei der auch andere Beteiligte wie der Pianist Nik Bärtsch, Fritz Hauser oder die Bassistin Martina Berther ihre Arbeit vorstellen werden.

//Yehudi Menuhin Forum, Bern

Di., 16.4., 19 Uhr

www.menuhinforum.ch

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Hannah Plüss

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