Die Scheinwerfer leuchten hell auf Berns Bühnen
Online-Liebesgeschichte, Gerichtsprozess, lebensmüde Teenager, die sich unter Nordlichtern verlieben, und ein nonbinäres Kind, das sich auf die Suche nach sich selbst und der eigenen Ahn*innengeschichte macht – auch in den drei Wochen, in denen die BKA Pause macht, ist auf den Bühnen diverser Theater in Bern einiges los.

Im Schlachthaus Theater wurde eine Geschichte über das Scheitern des Zwischenmenschlichen erzählt: Zwei im mittleren Alter suchen in «Angezogen» die grosse Liebe fürs gemeinsame Altwerden und treffen sich zum Blind Date. Doch die Diskrepanz zwischen ihrer digitalen Persona und dem echten Gegenüber ist zu gross. Die Performance war hybrid: Eine Mischung aus Live-Konzert, Theater und Smartphone-Stream sorgte für eine immersive Erfahrung (Sa., 23.12., 19 Uhr. Vorstellungen bis So., 31.12).

Das Kunst- und Kulturhaus Visavis hat wiederum ein englischsprachiges Rockmusical aus Edinburgh zu Gast: Komponistin und Autorin Hayley Canhams Version von «Medea» wird zum ersten Mal in Bern gespielt. Die griechische Tragödie der Medea, die zur Mörderin ihrer Kinder wurde, wurde schon zigmal neu interpretiert. In dieser Version wird das Publikum zu den Geschworenen in einem Gerichtssaal, und es soll entscheiden, ob Medea eine schuldige Psychopathin ist oder nicht (Premiere: Mi., 27.12., 20 Uhr. Vorstelllungen bis So., 7.1.2024).

Wie im Schlachthaus spielt auch im Theater an der Effingerstrasse der Chatroom eine Rolle: Dort haben sich nämlich die zwei jungen Protagonist*innen Julie und August kennengelernt. Ihr erstes Treffen findet in der norwegischen Natur statt. Was zuerst romantisch klingt, hat einen bitteren Nachgeschmack: Die beiden wollen gemeinsam von der Klippe springen. Doch die Polarlichter und ihre Gefühle überraschen die beiden und wecken Zweifel. Die Geschichte hinter «Norway.today» beruht auf einer wahren Begebenheit – wie sie ausgeht, erfährt man an der Effingerstrasse (Mi., 10.1.24, 20 Uhr. Vorstellungen bis Fr., 9.2.24.)

Unbedingt vormerken: Bei Bühnen Bern wurde Kim de l’Horizons «Blutbuch» in eine theatralische Inszenierung verwandelt. De l’Horizons preisgekrönter Roman hat es in sich: Im Zentrum wie auch im Garten der Grossmutter, Grossmeer genannt, steht eine Blutbuche und ein Kind, das von diesem Baum lernen will. «Blutbuch» ist ein poetisches Werk, das die Grenzen von Sprache und Geschlecht erforscht – so, wie es auch die gleichnamige Theateradaption vorhat. (Sa., 27.1.2024, 19.30 Uhr. Vorstellungen bis 22.5.2024).