Eine Messe für die Sopranistin
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Eine Messe für die Sopranistin

Klassik Musik
Veröffentlicht am 10.09.2024
Hannah Plüss
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Der Berner Orpheus Chor führt Wolfgang Amadeus Mozarts «Grosse Messe» in c-Moll auf. Das Stück schrieb er für seine geliebte Constanze. Die Sopranistin Emilie Inniger findet, es sei eine Ehre, den Solopart zu singen.

Haben Sie sich auch schon gewünscht, dass man Ihnen zu Ehren ein Stück komponiert? Dann hätten Sie Wolfgang Amadeus Mozart heiraten sollen. Dieser hat nämlich versprochen, dass er eine Messe schreibt, wenn er die Sopranistin Constanze als seine Gattin nach Salzburg bringen darf. Er hielt Wort – und begann, kaum angekommen, mit der Komposition.

Offenbar in höchstverliebtem Zustand: «Ich habe letzthin vergessen, Ihnen zu schreiben, dass wir allzeit mitsammen sowohl in die Heilige Messe, als zum Beichten und Communicieren gegangen sind, und ich habe gefunden, dass ich niemals so kräftig gebetet, so andächtig gebeichtet und communiciert hätte, als an ihrer Seite, und so ging es auch ihr», schrieb er seinem Vater in dieser Zeit.

«Eine Ehre, wirklich»

Wenn Sie allerdings möchten, dass das Stück dann auch vollständig vorliegt, müssten Sie einen anderen heiraten, denn die Komposition hat Mozart nie vollendet. Über die Gründe schweigt die Geschichte. Sicher ist: Trotz der Unvollständigkeit ist sie ein Opus Magnum. Den Beinamen «Grosse Messe» erhielt sie posthum, weil sie als eine der herausragendsten Messe-Vertonungen überhaupt gilt.

Der Orpheus Chor bringt die Messe nun zusammen mit dem Orchester arte frizzante zur Aufführung. Den Solopart singt Sopranistin Emilie Inniger, «eine Ehre, wirklich», wie sie sagt. Der Part als erster Sopran sei anspruchsvoller als bei anderen Messen, in denen sie meistens sitze und höchstens ein- oder zweimal für ein paar Sätze aufstehe, erklärt Inniger: «Vom lyrischen Anfang über die siebenminütige Arie, in der ich mich eher wie Teil der Holzblasinstrumente fühle, bis hin zum Benedictus, bei dem ich wieder viel mehr auf mich selbst gestellt bin – das ist unglaublich viel.»

«Vom lyrischen Anfang über die siebenminütige Arie, in der ich mich eher wie Teil der Holzblasinstrumente fühle, bis hin zum Benedictus, bei dem ich wieder viel mehr auf mich selbst gestellt bin – das ist unglaublich viel.»
— Emilie Inniger, Sopranistin

Mozart konnte sich austoben

Und wirklich: In dem Werk passiert einiges. Darin finden sich verschiedene Stile, mal klingt es nach Barock, dann wieder gross und doppelchörig. Oder dann mutet es mit schwermütigen Teilen kammermusikalisch an. Weil Mozart nicht auf Auftrag komponierte, brauchte sich das Werk nicht an die liturgischen Regeln zu halten.

Der Einfluss von Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach sticht hervor, aber auch die italienischen Komponisten seiner Zeit scheinen dem Werk Pate gestanden zu haben. In der «Grossen Messe» zeigt sich Mozarts grosse Gabe, die Stile anderer nachzuahmen und dabei improvisiert umzugestalten. Mozart konnte er sich in der «Grossen Messe» stilistisch austoben.

Emilie Inniger sagt, sie freue sich auf den Auftritt – und habe Respekt. Schliesslich übernehme sie quasi die Rolle der Constanze.

// Französische Kirche, Bern

Sa., 14.9., 19.30 Uhr

So., 15.9., 17 Uhr

www.orpheus.ch

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Hannah Plüss

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