Eis schmilzt in ihrem Schoss
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Eis schmilzt in ihrem Schoss

Ausstellungen & Kulturerbe
Veröffentlicht am 15.04.2025
Susanne Leuenberger
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Mit «Echo der Verwundbarkeit» zeigt die Galerie da Mihi die neuesten Fotoarbeiten von Barbara Kiener. Ihre Aktionen im alpinen und urbanen Raum zerfliessen – und bleiben doch haften.

Barbara Kiener mag kontrastive Farben und atmosphärische Extreme. 2022 bemalte sie sie die Merjenbrücke im Wallis pink, um auf den Klimawandel im hochalpinen Raum hinzuweisen – tags darauf rückte die lokale Feuerwehr aus, um die Lebensmittelfarbe den Bach hinabzuspülen. In Paris wiederum setzte sie sich 2024 mit Eisblock vor den Brunnen der Unschuldigen: «Icy Politics» nannte sie ihre Pose als Pietà, die das Eis in ihrem Schoss zum Schmelzen brachte.

Kieners Kunst zerfliesst, und doch bleibt sie haften: Auch in den Fotoserien, die in der Galerie da Mihi unter dem Titel «Echo der Verwundbarkeit» zu sehen sind, und die ihre Aktionen festhalten. Die Fotos selbst sind oftmals überarbeitet, übermalt und von Schriftzügen überlagert. Schicht auf Schicht arbeitet die Künstlerin aus Interlaken in ihren Performances und den dokumentarischen Fotos, Schriftbildern und Objekten an den Themen, die sie umtreiben: Gewalt und Fragilität, Mensch und Natur, Geschichte und Gegenwart. Auch ihre Fotoserie, die sie beim Fahnenschwingen zeigt, spielt damit, dass Flaggen selten weiss bleiben – und doch schwingt in «No white flag?» (2021) auch Hoffnung mit.

Kiener müsse ab und zu auch mal auf Abstand gehen zu ihrer Kunst, denn dafür gehe sie weit und nah ran, erklärt Galeristin Barbara Marbot, die Kiener, ehemalige Skisportlerin und künstlerische Autodidaktin, oft zu ihren Kunstaktionen begleitet. Dass viele ihrer unbewilligten Interventionen, etwa jene im Wallis, in einer Busse enden, nimmt Kiener hin. Sie bezahlt die Bussen mit den Fotoserien, die sie verkauft.

// Galerie da Mihi, Bern

Vernissage: Fr., 25.4., 18 Uhr

Ausstellung bis 14.6.

www.damihi.com

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Susanne Leuenberger
Susanne Leuenberger
Redaktionsleiterin

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