«Es ist so, wie in einem Dom zu stehen»
Der Berner Bach Chor bringt eine Woche vor Ostern im Münster nach zehnjähriger Pause die Johannes-Passion wieder zur Aufführung – erstmals mit dem neuen Dirigenten Amir Tiroshi.
1723 kam der damals 38-jährige Johann Sebastian Bach nach Leipzig, um seine Stelle als Thomaskantor anzutreten, die er den Rest seines Lebens behalten würde. 1724 liess er sein erstes grosses Werk folgen: die Johannes-Passion. 300 Jahre später gehört das Oratorium zu den wichtigsten Kompositionen der Chorliteratur. Ursprünglich im Rahmen des Karfreitagsgottesdienstes aufgeführt, fand das Werk mit der Zeit den Weg in den Konzertsaal.
Auch im Repertoire des Berner Bach Chors spielt die Johannes-Passion eine Hauptrolle – der ersten Aufführung 1971 folgten Dutzende weitere. «Das Werk wurde für uns zu einer Herzensangelegenheit», sagt Präsident Markus Rindlisbacher. Die letzte Johannes-Passion ist nun aber schon zehn Jahre her – höchste Zeit also für eine Wiederaufführung.

Mit Ehrfurcht ans Werk
Es ist das erste Mal, dass Bachs Opus unter dem Dirigat von Amir Tiroshi, der 2023 die Leitung des Chors übernommen hat, erklingen wird. Gänzlich neu ist die Johannes-Passion für Tiroshi nicht: «Ich habe sie schon aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt – als Konzertbesucher, aber auch als Sänger. Nun begegne ich ihr erstmals als Dirigent.» Zu spüren ist bei Tiroshi nicht nur Entdeckungs- und Ausarbeitungslust, sondern auch Ehrfurcht; gegenüber einem Werk wie der Johannes-Passion fühle man sich erst einmal klein – «es ist so, wie in einem Dom zu stehen».
Dabei begleitet wird der Bach Chor vom Ensemble Tsurà, das auf barockem Instrumentarium spielt. Letzteres hat Tiroshi 2014 selbst gegründet und bringt es nun bereits zum dritten Mal mit dem Bach Chor zusammen – eine Zusammenarbeit, die mit der Johannes-Passion ihren bisherigen Höhepunkt erreicht.