Fragil und schön

Anne Franks Tagebuch ist heute vermutlich das weltweit bekannteste seiner Gattung. Die Einträge, die die damals 13-Jährige Anfang der 1940er-Jahre im Versteck, einem Hinterhaus in Amsterdam, schrieb, wurden dutzendfach verfilmt und für die Bühne adaptiert. Der russische Komponist Grigori Frid schrieb in den späten 60ern eine einstündige Oper für Kammerorchester und Sopran – diese inszeniert die Bielerin Isabelle Freymond nun für das TOBS! neu.

«Schon als Teenager hat mich das Tagebuch immer fasziniert», sagt sie – Freymond zögerte keinen Moment, als sie für die Regie angefragt wurde. Wie aber geht man da vor? Erst einmal einfach nur zuhören: «Ich habe mir bewusst keine anderen Inszenierungen der Oper angeschaut», so die Regisseurin. Auf das mehrmalige Hören folgte das Librettostudium. So habe sich die Bildsprache herauskristallisiert und im Austausch mit Bühnen- und Kostümbildnerin Verena Hemmerlein konkretisiert. Im Zentrum der Inszenierung stehen Möbelstücke, die im Lauf des Stücks zusammenrücken, bewegt durch Jugendliche des Jungen Theaters Biel.

Gelacht und geweint

Nach und nach verschwindet dabei das Orchester aus dem Sichtfeld des Publikums. Ersteres, dirigiert von Francis Benichou, befindet sich nämlich im hinteren Bereich der Bühne – und nicht wie sonst bei Opern üblich im Orchestergraben. «So dringen die einengenden, dröhnenden Klänge noch stärker durch», erklärt Freymond diese Entscheidung. Die Arbeiten am Stück seien intensiv und intim gewesen, es sei viel gelacht geworden, aber auch geweint. «Ich hoffe, diese Fragilität, die ich als wertvoll empfinde, kommt auch beim Publikum an.» Verkörpert wird Anne Frank, die nicht zuletzt auch für die Schönheit des Lebens stehe, von Anna Beatriz Gomes.