Händel über Gott und Wind
Bereits zum zweiten Mal tut sich die Zürcher Sing-Akademie mit dem Cembalisten Kristian Bezuidenhout und dem Freiburger Barockorchester zusammen. Diesmal, um in der Französischen Kirche zweimal Händel auf die Bühne zu bringen. Das Frühwerk «Dixit Dominus» und das spätere «Silete venti» bieten Gelegenheit, die dramatischen Gefühlsbögen der Alten Musik in historischer Aufführung zu erleben.
Von ehrfürchtig-dramatisch hin zu opernhaft-erhaben: Die Zürcher Sing-Akademie und das Freiburger Barockorchester führen unter der Leitung von Kristian Bezuidenhout zwei sehr unterschiedliche Werke aus Georg Friedrich Händels Feder auf. Zum einen das berühmte «Dixit Dominus» aus seinem Frühwerk. Der Barock-Komponist schrieb es 1707 während seinen Studienreisen in Italien. Zum anderen die Solo-Kantate «Silete venti», die er fast zwanzig Jahre später in England komponierte.
Dramatischer Psalm
«Dixit Dominus» ist Händels erste grossangelegte Festmusik für die Römisch-katholische Kirche. Zu welchem Anlass er diese denn genau komponierte, liegt bis heute im Dunkeln. Der ihr zugrundeliegende Psalm könnte jedenfalls dramatischer nicht sein: «Das Zepter deiner Macht sendet der Herr aus Zion: Herrsche inmitten deiner Feinde!», singt der Alt auf Lateinisch denn auch im zweiten Satz, und zu Beginn bereits beschwört ein ehrfürchtiger Chor das Wort Gottes.
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Im Gegensatz dazu kommt «Silete Venti» eher feierlich daher. Auf die Ouvertüre folgt jedoch ein stürmischer Instrumentalteil, die titelgebenden Winde gewissermassen, denen der Solo-Sopran mit einem langanhaltenden, hohen Ton plötzlich befiehlt, still zu sein: «Silete Venti!», eben. In den darauffolgenden Arien lässt sich heraushören, wie Händel in London neben der geistlichen Musik auch zum Opernkomponisten avancierte. Entsprechend theatrale Gesangslinien liess er nun auch in dieses liturgische Werk einfliessen.
Alte Instrumente für alle Emotionen
Der Cembalist Kristian Bezuidenhout spezialisierte sich bereits mit 16 Jahren auf alte Tasteninstrumente. Nur auf diesen könne er all seine Emotionen in die Barockmusik legen, ohne dabei grob oder übertrieben zu klingen, wie das bei modernen Instrumenten passieren könne, wie er selbst einmal sagte.
Auch das Freiburger Barockorchester widmet sich seinem Namen entsprechend der historischen Aufführungspraxis. Nachdem Orchester und Bezuidenhout mit der Zürcher Sing-Akademie im Dezember 2023 für ein weihnachtliches Bach-Konzert zusammengefunden hatten, folgt nun bereits das zweite Projekt in dieser Formation.