Ihre Obertöne fliessen zusammen
Die laute Klarinette und die leise Laute können gut zusammen: Zu erleben ist das beim melancholisch-fliessenden Spiel des Lautenisten David Bergmüller und des Klarinettisten David Orlowsky. Innig singend und elegant sind ihre Duos voller Wendungen. Neben Purcell und Dowland erklingen im Konservatorium auch Eigenkompositionen.
Zwanzig Jahre konzertierte David Orlowsky erfolgreich mit seinem Klezmer-Trio, dann wagte der in Berlin lebende Musiker 2019 einen Neuanfang. Damals stiess er im Internet auf den österreichischen Lautenisten und Komponisten David Bergmüller. Wie der Wiener spielte und improvisierte, gefiel ihm. Dass die Laute ein viel leiseres Instrument als seines war, und auch ganze Zeitepochen die klassisch-moderne Klarinette von der höfischen Laute trennte, kümmerte ihn dabei nicht.
Es kam zu einem Treffen. Die zwei begannen Arien aus der Renaissance und aus dem Barock zu spielen. Zum einen, weil die Laute zu jener Zeit gross in Mode war. Zum anderen, weil die bittersüssen Melodien dem Klarinettisten Gelegenheit gaben, auf seinem Instrument zu «singen».
Arien mit Zwischenspielen
Die beiden Spitzenmusiker waren überrascht, wie gut sich das Obertonspektrum von Klarinette und Laute ergänzte. Die unterschiedlichen Instrumente inspirierten die Musiker zu neuen Klängen und Spielweisen. Sie begannen, die Arien mit Zwischenspielen zu bereichern und eigene Stücke zu komponieren. Dabei entfalteten die Klarinette und die Laute ihre virtuose Kraft.
Grandioser Klagegesang
Die enge Beziehung, die zwischen den beiden entstanden ist, drückt sich im Titel ihres ersten Albums aus: «Alter Ego» nennen die beiden es.
Auf ihrer Tournee macht das Duo auch in Bern Halt. Berühmte Arien wie «Didos Lamento» von Henry Purcell, ein grandioser Klagegesang, und «Flow My Tears», ein inniges Lied von John Dowland, gelangen neben Eigenkompositionen zur Aufführung. Wie ein Sänger vermag Orlowsky auf der Klarinette menschliche Emotionen auszudrücken, die das Publikum berühren. Bergmüllers Lautenspiel verleiht der Musik Leichtigkeit und Eleganz. Die Musik fliesst und nimmt immer wieder unerwartete Wendungen.
// Konservatorium, Bern
Mo., 3.6., 19.30 Uhr