Im Bild Nº8 – «Blubbb», Go Pro
Kennen Sie es auch, dieses Gefühl zwischen Ekel und einer fast lustvollen Faszination, das sich in mir beim Reinigen eines Siphons regt? Was für ein Intro, dürften Sie sich denken. Für gewöhnlich wäre auch ich nicht drauf gekommen, doch Stimmungen können so schnell kippen wie das Wetter im April. Ich folgte unlängst meiner Laune, das verstopfte Geröhr meines WC-Lavabos zu reinigen und beförderte bald schon Gebilde zu Tage, deren ontologischen Status ich nicht näher zu klären vermochte. Lange dachte ich aus olfaktorischen Gründen auch nicht darüber nach, bevor ich sie dem nichtenden Strudel der WC-Spülung anvertraute. Ursuppe oder Nirvana? Diese Frage dürfte sich auch Dave Godio stellen, wenn er im Neopren bis auf den Boden der Aare taucht, und Dinge birgt, die ins Wasser fielen und nun dem untergründigen Strudel der Zeit folgen. Algen verwandelten diese GoPro-Kamera in ein grün geädertes Auge des Poseidon, das längst erblindet ist und seine Tage gesehen hat. Wie beim Neunauge, diesem Untergrundwesen, halb Fisch, halb Fossil, dessen viele Augen kein Licht erblicken. Wie die Kamera wohl im Fluss verloren ging, bevor Godio sie an der Oberfläche brachte? Und welche Eindrücke die letzten waren, die ihr Auge registrierte? Darüber zu sinnieren überlässt die Ausstellung «Blubbb – die Fundstücke des Aaretauchers Dave» mir und Ihnen. Passend zur kommenden Badesaison lädt das Alpine Museum der Schweiz ein, sich auch gedanklich treiben zu lassen.