Kunst an jeder Ecke
Auf Tour mit StattLand: An der neuen Führung «Bern Kunst-voll. Ein Streifzug durch Kunst im öffentlichen Raum» wird Kunst zwischen dem Bahnhof Bern und dem Rathaus entdeckt.
Wie oft bin ich wohl schon an der Christoffelfigur vorbeigelaufen, ohne sie wirklich zu beachten? Sie steht in der Bahnhofunterführung und ist eigentlich schwer zu übersehen: Ein grosser, hölzerner Kopf prangt an der Wand – ein Überrest des Stadtturms, der nach einer Gemeindeabstimmung im Jahr 1864 abgerissen wurde.
Auch beim Vorbeilaufen an der monumentalen Eisenplastik Christophorus liegt mein Fokus wohl eher darauf, den 20er-Bus zu erwischen. Sie ragt auf dem Bahnhofsvorplatz sieben Meter in die Höhe und wurde 1991 vom Berner Bildhauer und Eisenplastiker Bernhard Luginbühl geschaffen. Während der Führung erspüren wir das rostige Monument bei geschlossenen Augen durch Tasten.

Erinnern durch Kunst
Die Führung «Bern Kunst-voll. Ein Streifzug durch Kunst im öffentlichen Raum» von StattLand eröffnet einen spielerischen Blick auf öffentliche, oft auch verborgene Kunst. Weiter gehts zum Bundeshaus. Hier macht uns unsere Stadtführerin auf das Giebeldreieck aufmerksam, das Künstlerin Renée Levi aus 246 Kacheln gestaltete. Ihr Werk «Tilo» ist der ersten Schwarzen Nationalrätin, Tilo Frey, gewidmet. Dass Kunst und Erinnerung stark miteinander verwoben sind, zeigt auch der nächste Stopp in der Spitalgasse, wo ein Stolperstein an Lucien Leweil-Woog erinnert. Der einstige Altstadtbewohner fand 1943 nach einer Zwangsinternierung in Frankreich durch die Nationalsozialisten den Tod in Auschwitz.
Unterwegs begegnet uns auch illegale Kunst: zwei Mosaikbilder des anonymen französischen Künstlers Invader – eines beim Kornhaus und ein weiteres beim Rathaus. Ich frage mich: Ist das Kunst oder kann das (schon) weg? So oder so: Ich werde künftig aufmerksamer durch Berns Strassen laufen.
// Treffpunkt: Bahnhofunterführung Christoffelfigur, Bern
Mi., 14.8., 18 Uhr und Sa., 17.8., 14 Uhr
Führung für Gruppen an frei wählbaren Daten auf Anfrage
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