Marguerite auf dem «Götterthron»
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Marguerite auf dem «Götterthron»

Kunst Ausstellungen & Kulturerbe
Veröffentlicht am 20.06.2025
Susanne Leuenberger
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Das Schloss Spiez lädt mit der Ausstellung «Künstlerinnen im Fokus» ein, Berner Künstlerinnen zu entdecken. Neu oder gar erstmals.

Sie nannte die Sommertage im Berghotel Faulhorn ihre «geliebten Wochen auf dem Götterthron». Auf 2600 Meter über Meer erschuf sie in den 1930er-Jahren farbintensive Aquarelle und Tableaus der sie umgebenden Bergwelt. Doch malte Marguerite Frey-Surbek nie mit einem Blick auf das Absolute, sondern mit Interesse an den Details und der Situation. Maultiere und andere Menschen sind darauf zu sehen. Ist es ein speziell weiblicher Blick, der neben dem Sujet auch die Möglichkeit des Malens selbst mit ins Bild rückt? Diese Frage begleitet den Rundgang durch die Ausstellung «Künstlerinnen im Fokus», die diesen Sommer in den Kabinetträumen des Schloss Spiez zu sehen ist.

Im Schatten des Künstler-Ehemanns

«Es brauchte damals neben bürgerlichen Privilegien auch Entschlossenheit, um als Frau in der Kunstwelt seinen Platz einzunehmen», erklärt Barbara Egli von der Stiftung Schloss Spiez, welche die Ausstellung mit Werken aus der Sammlung und Leihgaben kuratierte. «Der Weg in die Akademien blieb Frauen bis weit ins 20. Jahrhundert erschwert – ebenso die Anerkennung.» Zu Lebzeiten stand Marguerite Frey-Surbek im Schatten ihres Künstler-Ehemanns Viktor Surbek.

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Marguerite Frey-Surbek: Faulhorn, der Gipfel, um 1950. © Stiftung Schloss Spiez, Schenkung Surbek-Frey

Unerschrockener Pinsel

Die Malerei von Marguerite Frey-Surbek ist nur eine der Positionen weiblichen Kunstschaffens aus der Region Bern, welche es neu (und teils womöglich erstmals) zu entdecken gibt. So versammelt die Schau auch die Keramik von Margrit Linck und Gemälde, Skizzen und Grafiken von Martha Stettler, Anna Gustavine Spühler, Gertrud Guyer Wyrsch, Marguerite Saegesser, Martina Lauinger und Hanni Bay. Letztere malte mit ihrem unerschrocken-verwegenen Pinselstrich nicht nur Landschaften, sondern auch Aktbilder in ihrer Pariser Zeit. Nur in Paris war Frauen der Zugang zum Aktstudium überhaupt erlaubt. Viele Künstlerinnen organisierten sich die Modelle selbst – und teilten die Kosten. Auch Solidarität war Teil des Künstlerinnenseins.

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Marguerite Frey-Surbek. Atelier (Akt mit Schülerin). Sammlung Heinrich und Susanne Rohrer. © Andreas Schneider

// Schloss Spiez

Vernissage: Do., 26.6., 18 Uhr

Ausstellung bis 19.10.

www.schloss-spiez.ch

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Susanne Leuenberger
Susanne Leuenberger
Redaktionsleiterin

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