Meeresrauschen im Berner Münster
Wenn sakrale Klänge und «théâtre musical» verschmelzen: Beim siebten Konzert der «Abendmusiken»-Reihe trifft das Westschweizer Schlagzeugduo Romanesco auf den Berner Organisten und Komponisten Samuel Cosandey.
Es beginnt mit einer Bürste: In «Stèle», einem Stück des verstorbenen französischen Komponisten Gérard Grisey, erinnert an Meeresrauschen. Der Ton entsteht durch das Kreisen einer Bürste auf einer riesiegen Pauke. Später sorgen Stöcke aus verschiedenem Material für eine wuchtig-archaische Klangreise.
Alles ist Musik
Dass sich das Westschweizer Schlagzeugduo Romanesco der eigenwilligen Komposition annimmt, überrascht nicht: Romane Bouffioux und Corentin Barro sind bekannt für ihre experimentelle, performative und poetische Perkussionskunst. Im Berner Münster treten sie im Rahmen der «Abendmusik»-Reihe gemeinsam mit dem Komponisten und Organisten der Nydeggkirche, Samuel Cosandey, auf. Die drei haben sich im Studium an der Hochschule der Künste Bern (HKB) kennengelernt. In Kursen zu «théâtre musical» erkundeten sie dort eine Welt, in der auch theatralische Handlung, Bewegung, Text oder die eigene Haltung als Musik verstanden wird. An ihrem Konzert soll dieses Konzept im Vordergrund stehen.

Reiseliteratur und Bibeltexte
So suchen Cosandeys eigene Kompositionen die Nähe zur Literatur und zur Performance. Im Berner Münster bringt er etwa seine 2017 komponierten «Trois leçons sur le souffle créateur» für zwei Schlagzeuge und ein verstärktes Clavichord zur Aufführung. In diesem dreiteiligen Werk schafft er gemeinsam mit dem Duo Romanesco zwölf Klanginseln. Diese vertonen Texte des Reiseschriftstellers Nicolas Bouvier, aber auch Passagen aus der Bibel.
Lichtkegel wandern über Kirchengemäuer
Das Stück «Plonger au fond du gouffre, enfer ou ciel, qu'importe?» aus dem Jahr 2018 basiert wiederum auf dem Gedicht «Le Voyage» von Charles Baudelaire. Cosandey hat es für zwei Performer*innen an einem Tisch und vier Taschenlampen konzipiert. Im Münster mutiert es zum poetischen Lichtspiel.