Modernes Neuland
Das Zentrum Paul Klee bringt mit der Ausstellung «Brasil! Brasil! Aufbruch in die Moderne» zahlreiche Werke von brasilianischen Kunstschaffenden zusammen, die eine ganz eigene Avantgarde erfanden.
«Brasil! Brasil! Aufbruch in die Moderne» heisst die neue Ausstellung im Zentrum Paul Klee. Mit rund 130 Werken von 10 Künstler*innen ist sie die bis anhin grösste Schau moderner brasilianischer Kunst in Europa. Dass ein solches Vorhaben nicht schon vorher umgesetzt wurde, das habe seine Gründe, erklärt Kuratorin Fabienne Eggelhöfer: «So ein Mammutprojekt erfordert jahrelange Einarbeitung, Sprachkenntnisse und Kontakte vor Ort, die Vertrauen in das Projekt schenken.» Eggelhöfer arbeitete vier Jahren daran.
Bruch und Kontinuität
Ähnlich wie die Avantgarde in Europa wollten Kunstschaffende in Brasilien damals mit dem überkommenen Kunstkanon brechen, der von der portugiesischen Kolonisation geprägt war. Also machten sie sich auf die Suche nach einem eigenen brasilianischen Ausdruck, der sich mit der komplexen sozialen Realität des Landes auseinandersetzt. Und der auch indigene und afro-brasilianische Traditionen aufgreift. Zugleich adaptierten die Künstler*innen internationale Strömungen wie Kubismus, Futurismus und Surrealismus. Tarsila do Amaral, eine Ikone der modernistischen Bewegung, zeigt beispielsweise in ihrem Werk «O lago» eine für den Kubismus typische Zerlegung von Formen, die einen flachen Bildraum und eine abstrahierte Landschaft erzeugt.

Die reiche Schau in Bern beleuchtet neben den etablierten Namen auch unbekanntere Kunstschaffende und lädt ein, eine bislang unvertraute Kunstströmung kennenzulernen. Für Kuratorin Fabienne Eggelhöfer war diese Entdeckung vor Jahren ebenso eine Reise ins Neuland.
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