Mozarts Blick auf den ‹Orient›
Die Freitagsakademie führt «Die Entführung aus dem Serail» auf. Theatermann und Sprecher Stefan Suske hat dafür einen neuen Text geschrieben.
Das Zusammentreffen von Islam und Christentum ist nichts Neues – annähernd die gleichen Fantasien und Ängste, die heute kursieren, gab es schon im 18. Jahrhundert im Zuge der Osmanenkriege. Auch Mozart inspirierten sie: Sein Singspiel «Die Entführung aus dem Serail» erzählt die vertrackte Geschichte von der Verschleppung und Befreiung einer spanischen Edeldame aus einem türkischen Harem.
Die Freitagsakademie bringt das Stück nun in der «Harmoniemusik»-Fassung zur Aufführung. Die bekanntesten Arien werden nicht vom Sopran oder Tenor gesungen, sondern von einem Bläserensemble plus Kontrabass gespielt. Mozart selbst arrangierte das Singspiel für diese Besetzung – damals ein gängiges Geschäftsmodell, um die Musik nach der Uraufführung wiederzuverwerten. «Das war sozusagen die Hintergrundmusik für die Outdoor-Partys der Adeligen», sagt Stefan Suske.
Der Theatermann aus Wien hat für die Mozart-Aufführung der Freitagsakademie einen neuen Text geschrieben, der die Handlung und Hintergründe erläutert. Ähnlich wie in der Händel-Oper «Alcina», bei der er, auch für die Freitagsakademie, das Libretto eingerichtet und eine ironisch-distanzierte Erzählerfigur erfunden hat. Suske ist in Bern kein Unbekannter, von 1991 bis 2004 war er im Ensemble des Stadttheaters Bern und von 2004 bis 2007 auch deren Schauspieldirektor. Heute ist er Ensemblemitglied am Volkstheater in seiner Heimatstadt.
Sprechen wird er den Text selbst. «Ich versuche, die Geschichte verständlich zu machen, es soll aber auch unterhaltsam werden.» Gleichzeitig nimmt er den westlichen Blick auf den ‹Orient› kritisch unter die Lupe. Denn Mozarts «Entführung aus dem Serail» endet zwar versöhnlich, jedoch nicht ohne ein abwertendes Bild des Islam zu kreieren.
// Farelhaus, Biel. Do., 3.7., 19.30 Uhr
// Erlacherhof, Bern. Fr., 4.7., 19.30 Uhr