Nachts im Museum
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Nachts im Museum

Ausstellungen & Kulturerbe Musik Im Gespräch
Veröffentlicht am 15.03.2025
Lukas Nussbaumer , Joel Schreyer
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An der Programmauswahl der Berner Museumsnacht scheiden sich die Geister. Auch bei uns auf der Redaktion, wo sich zwei Generationen nicht einig werden. Finden sie zum Schluss doch noch einen Kompromiss? Wir präsentieren: Millennial vs. Gen-Z.

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Als ich vor vielen Jahren mein Geschichtsstudium begann, waren die post-colonial studies in aller Munde. Mich faszinierte vor allem das Spannungsfeld zwischen kolonialer Macht und humanitärem Engagement. Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer bewegte sich genau darin. Er setzte sich jahrzehntelang für die Entwicklung der medizinischen Versorgung in Gabun ein, gleichzeitig wurde er für rassistische und pro-kolonialistische Haltungen kritisiert. Um 19.45 Uhr zeigt die Medizinsammlung Inselspital Bern in einer Kurzführung Widersprüchlichkeiten von Schweitzers Kolonialmedizin in Lambaréné auf. (lnu)

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Albert Schweitzer bei Bauarbeiten im gabunischen Lambaréné. © Archives Centrales Albert Schweitzer Gunsbach

KI in der Hand, in der Hand von KI

Künstliche Intelligenz ist für mich keine Science-Fiction-Antagonistin, sondern eine natürliche Begleiterin des Alltags. Das liegt sicher auch daran, dass meine Generation die erste ist, die mit den KI-Technologien aufgewachsen ist – ob ChatGPT, Sprachassistenten oder Deepfake-Memes. KI wirft aber auch Fragen auf. In der Münstergasse der Unibibliothek Bern können Interessierte jeweils um 20.45/21.45/22.45 Uhr erfahren, wann KI nützlich ist und welche Chancen und Herausforderungen sie mit sich bringt. (jos)

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Künstliche Intelligenz schürt gesellschaftlich viele Hoffnungen, aber auch Ängste. © Possessed Photography

Tanzbare Misere

Ob es daran liegt, dass die beiden Protagonistinnen von Cruise Ship Misery meiner Generation angehören? Vielleicht. Auf jeden Fall treffen Autorin Sarah Elena Müller und Sängerin Milena Krstić bei mir einen Nerv. Auf ihrem zweiten Album «Brutto Inland Netto Super Clean» wird die von Absurditäten gespickte Existenz zwischen überholten bürgerlichen Wertvorstellungen, Bürokratie-Overdrive, mieser Ökonomie und Ego-Netzkultur verhandelt – alles in wunderbar rätselhafter, sperriger Poetik und gewaltigen und tanzbaren Beats von Schlagzeuger Johannes Werner. Um 21.30 Uhr live im Museumspark des Bernischen Historischen Museums zu hören – ich bin dabei. (lnu)

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Schlagzeuger Johannes Werner ergänzt Cruise Ship Misery an der Museumsnacht. © David Fürst

Ungefilterte Poesie

Die Rapperin Soukey und die Pop-Indie Sängerin Dana sind beide 100% Gen-Z-certified und ganz sicher keine NPCs (für alle anderen Generationen: Non-player character, sprich Mitläufer*innen). Soukey mischt Rap und Trap mit elektronischen Elementen; ihre Musik erinnert mich an die Brat-Ästhetik. Die Songtexte sind ungefiltert und radikal ehrlich. Ähnliches gilt auch für Dana, die ihre süffigen und dynamischen Sounds mit einer poetischen Sprache kombiniert. Zu erwarten sind Gespräche und Songs über Female Empowerment, mentale Gesundheit und Identität. Im Format von SRF Virus sind die beiden aufstrebenden Künstlerinnen von 23 bis 0.30 Uhr im SRF Studio Bern zu hören – I’m all yours. (jos)

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Soukey steht für eine neue Generation im Schweizer Rap, die sich traut, ehrlich und emotional zu sein. © Laurin Bleiker

Mut für alle

Unsere Auswahl zeigt: Millenials und Gen Z sehen die Welt mit unterschiedlichen Augen – entsprechend gehen sie auch an der Museumsnacht verschiedene Wege. In einem Programmpunkt haben wir uns aber gefunden: Zivilcourage . Um 19 Uhr sprechen im Bundeshaus Nationalratspräsidentin Maja Riniker, Ständeratspräsident Andrea Caroni und Agnes Hirschi, Stieftochter von Carl Lutz über den Mut, öffentlich für moralische Grundwerte einzustehen. Wir finden: Das geht alle Generationen etwas an.

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Nationalratspräsidentin Maja Riniker spricht über den Mut, sich für andere einzusetzen. © ZVG

// Verschiedene Häuser und Orte, Bern

Fr., 21.3., 18 Uhr bis 02 Uhr

www.museumsnacht-bern.ch

Wir verlosen 2x2 Tickets: tickets@bka.ch

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Lukas Nussbaumer
Joel Schreyer

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