Off the Record N°11 – Dino Dragic-Dubois
Dino Dragic-Dubois treibt die Berner Clubszene als Booker*in und Mitinhaber*in voran, hat etwa Radio Bollwerk und den soso-Space mitbegründet und ist im Vorstand der Berner Clubkommission. Auch off-the-record verstärkt Dragic-Dubois das Berner Nacht- und Kulturleben.
Es ist Dienstagnachmittag. Eifrig schwirren Menschen im sonst geschlossenen Lokal am Bollwerk umher, stellen eine Leinwand auf, montieren einen Beamer; über 40 Sitzplätze. In der Küche wird gekocht: levantinische Küche, palästinensische Spezialitäten. Das Team wirkt eingespielt, jede neu ankommende Person wird herzlich umarmt. Es wird Englisch, Arabisch, Französisch und Deutsch gesprochen. Viele scheinen sich vertraut, neue Gesichter finden rasch Anschluss. Bald ist die 20. Ausgabe dieses wöchentlichen Zusammentreffens. Auch an der Uni-Bern-Besetzung oder in ausschweifenden Nächten freitags und samstags am Bollwerk war dieses Netzwerk präsent. Unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlichsten Perspektiven haben sich gefunden: Palästinenser*innen aus allen Regionen der Welt. Teilweise älter, teilweise sehr jung. Teilweise gerade erst in der Schweiz angekommen, teilweise seit Jahrzehnten hier. Hier treffen Menschen mit verschiedensten «Diaspora»-Geschichten auf interessierte Menschen mit weniger Migrationserfahrungen. Kein Frontalunterricht, sondern ein gemeinsames, konstruktives Diskutieren auf Basis von Filmvorführungen und Einleitungen ins Thema durch Expert*innen.
Für all jene, die es nicht kennen: Es geht ums Format «Ciné Résistance». Gegründet einst in einer Nacht im Büro des soso, mittlerweile wöchentlich im Kapitel Bollwerk. Ciné Résistance widmet sich geopolitischen und globalen Struggles. Aktuell mit Fokus auf die brutalen Kriegsverbrechen an der palästinensischen Zivilbevölkerung, doch immer mit intersektionalem Ansatz und dem tiefen Verständnis dafür, dass all diese Kämpfe zusammenhängen. Kolonialisierung, Kapitalismus und das Patriarchat sind die Ursache für das weltweite Leiden und das Erstarken rechtsextremer Parteien.
Bildung durch Filme, mit Essen, Diskussionen, Fragerunden und Musik. Auch das ist Kultur! Gerade wohl sogar eine der wichtigsten Formen. Kunstschaffende und Aktivist*innen brauchen diese Räume, die Plattformen und Safer Spaces bieten. Für mehr Verständnis, für mehr Gerechtigkeit und gegen medialen Einheitsbrei, der in westlichen Leitmedien aktuell an Brainwashing erinnert.