Off the Record Nº18 – Katharina Altas
Katharina Altas ist Literaturagentin. Off-the-record macht sie das, was sie auch im Literaturbetrieb tut: Für die Kultur ein Wort einlegen und sie ermöglichen.
Als wir unseren Lesekreis im Jahr 1996 gründeten, wurde einer unserer Freunde gerade pensioniert und war intellektuell unterfordert. Daraufhin wurde der «Literaturclub Breitenrain» ins Leben gerufen. Regelmässig haben wir uns getroffen und jeweils ein Buch ausgewählt, gegessen und getrunken, gelacht und gestritten und tiefschürfende Gespräche geführt. Der Lesekreis existierte mehr als 25 Jahre in unterschiedlichen Konstellationen. Mal waren wir zu fünft oder auch mal zu elft.
Die gemeinsame Lektüre von Büchern und die Diskussionen tragen dazu bei, unser Urteilsvermögen zu schärfen und über die Literatur hinaus Schlüsse auf unser Zusammenleben zu schliessen. Der Austausch und die unterschiedlichen Lesarten helfen, andere Aspekte in den Büchern wahrzunehmen.
Wie viele Lesekreise es in der Schweiz gibt, ist meines Wissens nach nicht belegt, aber es müssen unzählige sein. Es gibt Studien, die besagen, dass Personen, die viel lesen, lange leben. Oder dass Lesen die Vorstellungskraft und die Empathie stärkt. Bücher können trösten, können Zuflucht sein oder einem einen Spiegel vorhalten; sie können Sinn stiften, bilden und amüsieren.
Oder wie Mario Vargas Llosa es von 2002 in «Die Welt» formulierte: «Die Literatur versetzt uns in die Vergangenheit und verbindet uns mit denen, deren Bestrebungen, deren Freuden und Träume sich einst in Texten niedergeschlagen haben, die nun auf uns gekommen sind und auch uns Freude bereiten oder zum Träumen bringen. Dieses Gefühl, Anteil zu haben an einer Zeit und Raum überspannenden, kollektiven menschlichen Erfahrung, ist die grösste Leistung von Kultur überhaupt, und nichts trägt zu ihrer stetigen Erneuerung so sehr bei wie die Literatur.»
Auch Verlage und Buchhandlungen haben die Lesekreise entdeckt; es werden Angebote gemacht, die darauf zugeschnitten sind.
Bücher sind meine ständigen Begleiter und auch als Literaturagentin trage ich dazu bei, dass sie entstehen. Ich kann auch Ihnen nur empfehlen, sich einem Lesekreis anzuschliessen oder einen zu gründen. Oder Sie besuchen den «Bücherzirkel» für Menschen ab 60 Jahren in der Kornhausbibliothek. Und ich bin überzeugt, es gibt auch Angebote für jüngere Lesende. Lesen Sie gut!