Off the Record Nº22 – Jeannette Wolf
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Off the Record Nº22 – Jeannette Wolf

Veröffentlicht am 18.11.2024
Jeannette Wolf
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Jeannette Wolf macht kleine Hörstücke, moderiert und ist hinter der Bar des Kino Rex anzutreffen. Was die Wahlbernerin aus Hamburg vom Kulturleben so aufschnappt, teilt sie off-the-record mit den Leser*innen der BKa.

«Make Culture great again!», «Culture first!» Oder der hier: «Culture will fix it!»

Die reichlich grosskotzigen und bedenkenswert erfolgreichen Slogans republikanischer Wahlkampfstrategen lassen sich ganz einfach positiv ummünzen. Denn in diesen Zeiten, in denen ich nur noch kopfschüttelnd und mit flauem Magen vor den Nachrichten sitze, spüre ich, was mir eigentlich guttut: Kultur.

Die USA haben gewählt, die Regierung meines «Good Old Germany» zerbricht, der Bürgerkrieg im Sudan dauert an, halb Spanien säuft ab, etc. Währenddessen schaut Wolf sich ein Wettbewerbsprogramm der Kurzfilmtage in Winterthur an, legt abends im Festivalclub auf. Macht mit der eigenen Band Musik, besucht ein Konzert im MiMiMi, liest einen Roman fertig.

Das flaue Gefühl verschwindet für einen Moment.

Was tun, wenn die Kriege und Krisen der Welt nicht abreissen? Trotzdem Musik machen und Filme schauen. Denn Kultur ist nicht Weltflucht, sondern Weltgut, findet Jeannette Wolf.

Man kann es Realitätsflucht nennen; oder die kulturelle Zerstreuung, die gleichzeitig immer auch Weiterbildung ist, so deuten: Ich füttere mich mit Kultur, durch sie lebe und atme ich. Und bin damit auch fähiger, mein nächstes und nahestehendes Umfeld zu unterstützen. Ich besinne mich auf die positiven Dinge im Kleinen und sehe zu, was ich beisteuern und umsetzen kann.

Um so wichtiger ist mir die Kultur: Sie ist nicht einfach nur abrufbar und kann konsumiert werden (schön genug!). Sie ist lebensnotwendig für mich dieser Tage; lenkt nicht nur ab, sondern reichert mich an, gibt mir Raum, mich auszutauschen.

Da ich in Bern lebe, ist es die hiesige Szene, die mich vorwiegend umtreibt, die mir Trost spendet und die schützenswert ist.

Deshalb umso mehr: «Kultur vor allem und zuerst!»

Apropos: Haben Sie schon Ihren BKa-BATZE spendiert und die Kulturagenda unterstützt? Just do it!

P.S. Heute Mittag sah und hörte ich Berns Guggenmusiken kostümreich und musikalisch die Fasnacht für sich eröffnen. Kurz dachte ich: Das könnt ihr doch jetzt nicht tun, bei all dem, was gerade passiert! Aber eben gerade doch, nach der Devise: Kulturelle Kraftfelder aufzubauen, beugt vielem Ungemach vor.

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