Off the Record N°46 – Jeannette Wolf
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Off the Record N°46 – Jeannette Wolf

Veröffentlicht am 20.12.2023
Berner Kulturagenda
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Regelmässig fragen mich ja Gäste im Kino Rex mit erstauntem bis erfreutem Unterton, ob ich immer noch oder wieder hier arbeiten würde.

Wenn ich die Frage mit «ja, immer noch, aber nicht mehr als Barleitung» beantworte, kommt meistens sogleich vom Gegenüber mit schräg gelegtem Kopf hinterhergeschoben: «Ja aber, wi isch itz das für di, nümm als Leitig, sondern nume no so? Isch das nid komisch irgendwie?»

Hier also noch mal für alle: Nein, ist es nicht. Es ist sogar befreiend und wunderschön, zu sehen, wie das, was man mit aufgebaut und gestaltet hat, in so kreativer Weise liebevoll weitergeführt und von den Menschen weiterhin gut ange-
 nommen wird.

Das vergangene Rexjahr war eines der erfolgreichsten ever! Wer hätte das gedacht nach dem coronabedingten Megaeinschnitt und bei all den Kinos, die erst auf die Palliativstation geschickt, dann beerdigt wurden, und die nun zum Teil als Zwischennutzungs-Pop-Up wiederbelebt werden? 

«Das Rex entging dem Palliativstadium anderer Kinos nach Corona. Denn ihr kamt und kommt zu uns. Der Programm-Mix, die schräge Bar und die Menschen ziehen euch an.»

Das Rex entging diesem Schicksal. Denn ihr kamt und kommt zu uns. Der Programm-Mix, die schräge Bar und die Menschen hier ziehen euch an. Ihr verabredet euch hier, schaut Filme, zankt euch an der Kasse um den 
 letzten Platz in der ausverkauften Premierenvorstellung, diskutiert, trinkt und tanzt in Freundesrunde und verfolgt und kommentiert mit regem Interesse das Programm!

Alles zusammen macht das Rex zu dem Treffpunkt und Kulturort, der es ist und dem im November der Kulturpreis des Kantons Bern verliehen wurde. Eine wunderbare Auszeichnung, die bestätigt: Weitermachen und weiterentwickeln.

Und ich bewege mich an diesem Ort immer noch gern genau aus diesen Gründen: vor und hinter der Bar, an der Kasse und beim Filmgespräch. Ohne leitende Position und weniger oft. Mit mehr Zeit für Leben, Kultur und andere Dinge. Geht problemlos und ist «nid komisch irgendwie».

Darauf ein Glas. Und ein vergoldetes Popcorn.

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