BKa N°9 – Schlenker sucht Poesie und Politik en plein air
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BKa N°9 – Schlenker sucht Poesie und Politik en plein air

Literatur
Veröffentlicht am 08.05.2024
Lea Schlenker
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Lea Schlenker ist Autorin und weiss immer, wo es gute Worte und Literatur gibt. Die gebürtige Zürcherin lebt in Bern und ist Mitbegründerin des Schreibkollektivs Kitzeln, das eine feministische Lesebühne veranstaltet. Selber schreibt sie Lyrik, Erzählungen und Essays. Ihr aktueller Gedichtband heisst «Meskalin Sunsets».

Als ich 1992 auf die Welt kam, und das ist noch nicht sooo lange her, da gab es das Frauenstimmrecht im Kanton Appenzell Innerrhoden erst seit gut einem Jahr. Ein komisches Gefühl, oder? Dabei wurde das eidgenössische Stimm- und Wahlrecht für Frauen bereits 1971 auf Bundesebene eingeführt, und das Berner Stadtparlament beschloss gar schon 1968, das Frauenstimm- und wahlrecht einzuführen. Das haben wir der unermüdlichen Arbeit mutiger Aktivist*innen zu verdanken. Geschichten, die Mut machen und auch heute noch die nötige Energie liefern, weiterhin kämpferisch unterwegs zu sein. Wie das alles genau in Bern ablief, erfahren wir an der Führung «Damenwahl - 50 Jahre Frauenstimmrecht» von StattLand (So., 12.5., 14 Uhr) . Beim neunzigminütigen Rundgang vom Bundeshaus bis zur Länggasse wird auch gleich eine Zwischenbilanz in Sachen Gleichstellung gezogen.

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Von StattLand gibts zwei Rundgänge: «Damenwahl» und «Ein Berner namens Matter». © ZVG

So frühlingsmässig spazierend unterwegs passt auch eine zweite Führung ins Kulturprogramm: Bloss einen Tag zuvor findet, ebenfalls von StattLand organisiert, ein mindestens genauso empfehlenswerter Rundgang durch Bern statt. Bei «Ein Berner namens Matter - Kennet Dir das Gschichtli scho?» folgen wir Mani Matters Spuren durch seine Stadt. Ich möchte hier gar nicht viele Worte über Matter verlieren, da mir der Poet auch posthum vor Staunen die Sprache verschlägt. Ich überlasse das lieber den Expert*innen, die vom Münsterplatz aus durch die Stadt führen (Sa., 11.5., 14 Uhr) . StattLand hat diesen Monat auf alle Fälle richtig ins Schwarze getroffen. Poesie und Gleichstellung, meine zwei Lieblingssachen!

Wenn wir schon bei der Verbindung von Politik und Kultur sind: Der Gemeindepräsident von Bremgarten, Andreas Schwab , hat ein neues Buch geschrieben. Es heisst «Freiheit, Rausch und schwarze Katzen – eine Geschichte der Boheme» . Der Historiker lässt an der Lesung in der Schul- und Gemeindebibliothek Bremgarten die rebellische Kunstszene des 19. Jahrhunderts wieder aufleben (Do., 16.5., 20 Uhr) .  

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Historiker, Autor und Gemeinderatspräsident: Andreas Schwab. © Annatina Blaser

Zwei Lesungen sind besser als eine: Bühnen-Bern-Hausautorin Anaïs Clerc hat eine weitere zu bieten. Im Stadttheater liest sie «Schimmernde Schluchten» , den dritten und letzten Teil ihrer Tryout-Reihe. Dort gibt sie erste Einblicke in den Entstehungsprozess ihres neuen Stückes, das sie für das Schauspiel Bern schreibt (Mi., 22.5., 19.30 Uhr) .

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Liest aus «Schimmernde Schluchten»: Anaïs Clerc. © Florian Spring

Und bitte nicht verpassen: Die Solothurner Literaturtage . Sie locken mit einem fantastischen Programm. Unter anderem liest auch der Mundartautor Pedro Lenz an der frischen Luft aus seinem neuen Theaterstück (Fr., 10.5., 15.30 Uhr) . Weitere Solothurn-Literaturtage-Tipps findet ihr übrigens auch in dieser BKa-Ausgabe.

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