Sprache des Herzens
Was bedeutet eigentlich «omegäng»? Regisseur Aldo Gugolz geht in seinem gleichnamigen Dokumentarfilm dieser Frage nach und zeigt dabei die Vielfalt der Mundart und der Menschen in der Schweiz auf. «Omegäng» – bei der Premiere an den diesjährigen Solothurner Filmtagen für seinen Humor und seine Leichtigkeit gefeiert – läuft im Kino Rex Bern.
Die schweizerdeutschen Dialekte unterscheiden sich nicht nur in Klang und Rhythmus, sie kennen auch unzählige Bedeutungen für ein einzelnes Wort – oder verschiedene Wörter mit ein und demselben Sinngehalt. Ein klassisches Beispiel: «Chrottepösche», «Ramschfädere» oder «Söiblueme» sind alles Bezeichnungen für «Löwenzahn». Aber was ist wohl ein «Huotüener»? Im neuen Film «Omegäng» beantwortet einer der Protagonisten, der bärtige Hans Rohner aus dem St. Galler Rheintal, seine Frage gleich selbst: «Eine Person, die jemanden nach Hause bringt. Huo von nach Hause, tüener von tun.» Logisch.
Normale Sprache
Wortspiele und -erklärungen ziehen sich durch den ganzen Film, sei es aus wissenschaftlicher oder empirischer Sicht. Zudem kommen unterschiedlichste Menschen zu Wort, die über das Gewicht des Dialekts sinnieren. Die junge Berner Musikerin Alwa Alibi bringt es auf den Punkt: Dialekt ist die Sprache, in der wir denken und träumen. Dialekt ist die Sprache des Herzens. Deshalb singe sie auf Berndeutsch. Auch Autor Pedro Lenz betont, wie normal es für ihn sei, auf Mundart zu schreiben – obwohl das von vielen als «speziell» empfunden werde.
Normale Wörter
In einem Film über die Mundart dürfen auch Franz Hohler und das «Totemügerli» nicht fehlen. Sein mit frei erfundenen Wörtern gespicktes «bärndütsches Gschichtli» untermalt Hohlers Offenheit gegenüber der sprachlichen Weiterentwicklung. Er ist davon überzeugt, dass der Sprachgebrauch darüber entscheidet, was Mundart ist – und zeigt auch gleich humorvoll auf, weshalb seiner Meinung nach «googeln» ein typisch schweizerdeutsches Wort sei.

Normale Bilder
Wie in seinem erfolgreichen Dokumentarfilm «Rue de Blamage» (2017) über die Baselstrasse in Luzern hält sich Aldo Gugolz in «Omegäng» angenehm zurück und lässt die Charaktere – und die Mundart – für sich sprechen. Als verbindendes Element wählt der Regisseur Bilder von Autofahrten und Strassenkreiseln. Die «Kunst» letzterer setzt einen weiteren witzigen Akzent und steht für die Normalität und gleichzeitige Vielfalt der Deutschschweiz und ihrer Dialekte. Bis zum Schluss bleibt offen, was genau nun «omegäng» bedeutet. Die immer wieder eingestreuten Erklärungsansätze bieten jedoch, wie der ganze Film, viel Anregung für Diskussionen nach dem Kinobesuch.
//Kino Rex, Bern
Vorpremiere in Anwesenheit von Regisseur Aldo Gugolz, Alwa Alibi und Roland Ris: Mi., 17.4., 20 Uhr
Wir verlosen 1x2 Tickets für die Premiere am 17.4.: tickets@bka.ch