Stefans «Häutungen» und Ramas Fetische
Der Roman der 2017 verstorbenen Autorin ist Kult: Vor 50 Jahren veröffentlichte die in Bern aufgewachsene Verena Stefan mit «Häutungen» ein Romandebüt, das lesbisches Begehren, die Beziehung zur Mutter und Widerstand so offen und so poetisch in Sprache fasste, dass es sich noch heute wie eine Offenbarung liest. Ähnlich schonungslos kommt die suggestive Kunst der Turiner Surrealistin Carol Rama daher, die bis Mitte Juli noch im Kunstmuseum Bern zu sehen ist. Ramas Skizzen, Bilder und Bricolagen sind voller Erotik und Risiko. Sie zeichnete in den 1930er Jahren lustvoll entblösste Psychiatriepatientinnen – phallische Madonnen –, und sie war besessen von Frauenschuhen, Prothesen und anderen Fetischen. Die beiden Autorinnen Tabea Steiner und Mariann Bühler bringen Stefans Sprache auf ihrem literarischen Streifzug durch die Ausstellungsräume mit Ramas sinnlich-explizitem Schaffen in Berührung.
