Vom Barock ins Heute
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Vom Barock ins Heute

Klassik Musik
Veröffentlicht am 13.02.2024
Hannah Plüss
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Der renommierte Tenebrae Choir aus London singt im Berner Münster sein Programm «A Celestial Gift». Zu hören sind Chorwerke von zwölf Komponist*innen aus fünf Jahrhunderten, darunter Gregorio Allegris «Miserere», mit deren Interpretation das Ensemble beeindruckenden Erfolg feiert.

Professionelle Chor-Ensembles gibt es nicht viele, und wenige haben wohl so beachtlichen Erfolg wie der Tenebrae Choir. Auftritte bringen ihn in die ganze Welt, für den Hollywood-Blockbuster «Avatar 2» hat er zum Soundtrack beigetragen und seine Aufnahme von Gregorio Allegris «Miserere» zählt über sechs Millionen Streams auf Spotify. Dirigent des Chors ist Nigel Short, der wohl schon jedem führenden Orchester Grossbritanniens den Takt angegeben hat.

Legendenumwobene Vertonung

Nun singen die Sänger*innen des Tenebrae Choirs in der Schweiz; in Chur, Fischingen und dem Berner Münster. «A Celestial Gift» heisst das Programm, das der Chor in der Bundesstadt aufführt und auf dem Namen aus der Renaissance stehen, darunter Orlando di Lasso und Orlando Gibbons. Besonders emotional ist das Herzstück des Konzerts: Gregorio Allegris höchst berührendes «Il salmo Miserere mei Deus». Um die A-cappella-Vertonung des Psalms 51 («Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte») ranken sich so einige Legenden: Dass das 1637 komponierte Stück nur einmal im Jahr in der Sixtinischen Kapelle aufgeführt werden durfte. Oder, dass der vierzehnjährige Mozart «Miserere» bei einem Romaufenthalt gehört und aus dem Gedächtnis korrekt aufgeschrieben habe.

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Singt über Jahrhunderte erhaltene Kompositionen: der Londoner Tenebrae Choir. ©Sim Canetty-Clarke

Vom Rap bis zum Hauch

Einen Kontrapunkt setzt das Vokalensemble am Konzert mit drei zeitgenössischen Komponistinnen. Beispielsweise mit Carolin Shaw, die mehrmals mit Kanye West zusammenarbeitete und für ihre «Partita for 8 Voices» als jüngste Frau überhaupt den Pulitzer-Preis gewonnen hat. Das A-cappella-Stück bestickt durch viele verschiedene Elemente, vom Sprechgesang bis hin zum Hauchen, immer wieder unterbrochen von Passagen voller wuchtiger Mehrstimmigkeit. So verknüpft sich im Programm des Tenebrae Choirs zeitgenössische Klassik auf organische Weise mit Gesängen, die seit Jahrhunderten in der Kirche erklingen.

Wer das Konzert verpasst, hat die Chance, den Londoner Chor im Münster vorher an der Vesper oder tags darauf im Gottesdienst zu hören.

Berner Münster

Sa., 24.2., 20 Uhr

www.bernermuenster.ch

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Hannah Plüss

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