Wie sein Walser wohl klingt?
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Wie sein Walser wohl klingt?

Begegnungen Musik Literatur
Veröffentlicht am 14.06.2024
Susanne Leuenberger
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Der iranische Komponist Ali Latif-Shushtari ist Robert-Walser-Fan – und hat den Bieler Schriftsteller und sein Werk vertont. Zur Uraufführung kommt das Opus am kommenden Musikfestival Bern. Einen Vorgeschmack gibts im Robert Walser-Zentrum. Hier lädt das Vermittlungsformat «Too much Music» zu einer Begegnung mit dem Komponisten Latif-Shushtari und dem Musikwissenschaftler Roman Brotbeck, der zu Walser-Vertonungen in der neueren Musik forscht. Was dabei zur Sprache und zum Klingen kommt, ist offen.

Wussten Sie, dass die Texte von Robert Walser auch ins Persische übersetzt wurden? Der Musiker Ali Latif-Shusthari entdeckte den Bieler Schriftsteller, als er noch im Iran lebte. Und las ihn auf Farsi. Als er fürs Studium der Komposition nach Bern kam und sich hier niederliess, fand er bald den Weg ins Robert Walser-Zentrum, wo er auch den Leiter und Walserkenner Reto Sorg kennenlernte.

Zurzeit ist Latif-Shushtari daran, Robert Walser zu vertonen. Am kommenden Musikfestival Bern, das jeweils im September neuere Musik feiert, kommt diese musikalische Walser-Hommage zur Uraufführung.

«Kommen Sie mit Neugier»

Einen Vorgeschmack auf das faszinierende Projekt bietet das ergebnisoffene Vermittlungsformat «Too much Music» bereits jetzt. Der Soundkünstler Tobias Reber, beim Musikfestival verantwortlich fürs Rahmenprogramm, lädt Interessierte ins Robert Walser-Zentrum.

Da trifft Ali Latif-Shushtari auf den Musikwissenschaftler Roman Brotbeck. Auch Brotbeck verbindet einiges mit Robert Walser: So schrieb er mit Reto Sorg ein Buch zu Walser-Vertonungen. Worüber Brotbeck und Latif-Shushtari sprechen werden? Das lasse man bewusst offen, meint Tobias Reber, der mit Reto Sorg moderiert. Fix sei einzig der grosszügige Zeitrahmen von drei Stunden, in dem diskutiert, performt und gegessen werde.

Die Themen dürften nicht ausgehen. Das Faszinosum Walser wirft schliesslich so viele Fragen auf wie dessen rätselhaften Texte. Auch dürfte die ungewöhnliche Biografie des Musikers Latif-Shushtari zur Sprache kommen: Der Komponist ist auch studierter Mathematiker und Physiker – seine musikwissenschaftlichen Gedanken soll er gern auch mal mit Theoremen aus der Quantenphysik anreichern, verrät Tobias Reber.

Doch Berührungsängste vor Theorie solle niemand haben: «Wir bewegen uns hier auf Augenhöhe. Kommen Sie mit Neugier. Je diverser und niederschwelliger die Begegnung, desto inspirierender und spannender wird sie. Für alle.» Alle sind also eingeladen, mitzudiskutieren, mitzuessen – oder einfach zuzuhören.

// Robert Walser-Zentrum, Bern

Fr., 21.6., 18 Uhr

www.musikfestivalbern.ch

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Susanne Leuenberger
Susanne Leuenberger
Redaktionsleiterin

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