Die singende Drag-Kuh
Am Fuss des Berner Hausbergs feiert das Gugus Gurte in der Heitere Fahne Künstler*innen abseits des Mainstreams. Zum Beispiel Soya the Cow und Piano Prince, die Queerness und Tierrecht auf die Bühne bringen.
Über 90% der sexuellen Kontakte bei bestimmten Giraffenpopulationen sind gleichgeschlechtlich, die meisten Papageienfische verändern sich im Lauf ihres Lebens vom Weibchen zum Männchen. Was wir heute bei Menschen als queer bezeichnen, gibt es in der nichtmenschlichen Tierwelt seit Tausenden von Jahren.
Daniel Hellmann hat queere Tiere zum Programm gemacht: Inspiriert durch die Drag-Szene in San Francisco, entstand die Kunstfigur Soya the Cow – eine Drag-Kuh, die über Mensch-Tier-Beziehungen singt, und die Gewalt, die darin steckt. «Es war am Anfang eher als Witz gedacht», sagt Hellmann. «Aber nun dominiert die Kuh seit sieben Jahren mein Leben.» Zwischenzeitlich ging es von der Bühne auch in den echten Stall – während der Pandemie arbeitete Hellmann auf einem Lebenshof, wo Tiere vor der Schlachtung, qualvollen Haltungsbedingungen oder dem Labor gerettet werden.

Schwule Schwäne und transgender Affen
Soya the Cow spannt am Gugus Gurte in der Heitere Fahne zusammen mit Coco Schwarz aka Piano Prince am Klavier. Die beiden haben sich vor 15 Jahren während des Studiums an der HEMU Lausanne kennengelernt, wie Hellmann erzählt: «Damals haben wir Mozart und Schubert gespielt, aber für uns beide war das ein bisschen zu eng.» Zusammen haben sie den musikalischen Erzählabend «Queere Tiere» entwickelt – in ihren Songs geht es nicht um patriarchal geprägte, heteromenschliche Liebesdramen, sondern um lesbische Vampir-Fledermäuse, schwule Schwäne oder transgender Affen.
«Ich glaube, wir Menschen müssen einen Schritt machen und akzeptieren, dass wir nicht das Zentrum des Universums sind», sagt Hellmann zu seiner Kunst.
// Heitere Fahne, Wabern. Mi., 16., bis Sa., 19.7.
- Soya the Cow & Piano Prince: Mi., 16.7., 19 Uhr